Ulrich Jahn (1861–1900) Biographie 1861 Am 15. April wird Jahn als eines von zehn Kindern des Schriftstellers und Leiters des Rettungshauses der Inneren Mission in Züllchow Gustav Jahn bei Stettin geboren. 1879–1884 Jahn studiert nach dem Besuch des Stettiner Gymnasiums Theologie und Deutsche Philologie in Leipzig, Berlin und Breslau. 1884 Seine Breslauer Dissertation bei K. Weinhold behandelt »Die deutschen Opfergebräuche bei Ackerbau und Viehzucht.« 1885 Jahn legt das Staatsexamen in Religion und Deutsch ab. Neben seiner Tätigkeit als Oberlehrer in Stettin (bis 1887) zeigt er ein starkes Interesse an der Sammlung volkstümlicher Überlieferungen, die er binnen weniger Jahre bei den Insassen des Rettungshauses der Inneren Mission zusammenträgt. Weitere Erzählungen dürften ihm auf mehreren Reisen durch Pommern zugekommen sein. 1886 Als Ertrag seines Sammelfleißes erscheinen zunächst 1886 die »Volkssagen aus Pommern und Rügen« (2. Aufl. 1889). 1888 Jahn wechselt an ein Berliner Gymnasium und beginnt mit dem Zusammentragen materieller Volkskultur (»Bauernaltertümer«), die den Grundstock für das von Jahn mitbegründete Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse der Hauskultur bildet. 1889/90 Seinen inzwischen an der Berliner Universität lehrenden Doktorvater Weinhold bewegt Jahn zur Gründung eines Vereins für Volkskunde. Auch wird eine dazugehörige Zeitschrift geschaffen, in der Jahn die Schriftleitung übernimmt und auch selbst Beiträge beisteuert. Zwei weitere selbständige Veröffentlichungen folgen: die »Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund«, eine zu Unrecht wenig beachtete Sammlung schwankhafter Texte, die als Einzelveröffentlichung für jene Zeit ungewöhnlich war, und 1891 ein erster Band mit »Volksmärchen aus Pommern und Rügen« (62 Texte). 1891 Etwa um diese Zeit wendet sich Jahn anderen Interessen zu und gibt seine zahlreichen Funktionen nach und nach auf. Anfang 1893 hält er seinen letzten Vortrag in der Berliner Gesellschaft für Volkskunde. In Hamburg richtet er ein Museum ein (1892) und wird beauftragt, für die Weltausstellung in Chicago (1893) ein deutsches Dorf aufzubauen. Zu diesem Zweck unternimmt er mehrere Reisen durch Deutschland bis nach Tirol und beschafft Sachgüter der materiellen Volkskultur. Seinen Wohnsitz nimmt er in London und betätigt sich als Kunsthändler. Zuvor hat er, bislang mehrfach vom Schuldienst beurlaubt, die sichere Stelle als Gymnasiallehrer aufgegeben. 1900 Am 20. März ereilt Jahn nach kurzer Krankheit und Herzstillstand der Tod in Berlin.