An ** Pempelfort bey Düsseldorf, den 4. Nov. 1777. Hier, du liebe kleine Wilde! Ruf' ich dir bey deinem Bilde. Gingst von hinnen: Ach! warum? Dieses Kämmerchen, wie stumm! Alles öde rings herum! Mag ich spähen, mag ich lauschen; Nirgend hör' ich, Rehen gleich, Durch das bebende Gesträuch Unsrer Düßel froh dich rauschen; Kann, wenn aus dem Buchengang Früh schon deiner Stimme Klang, Heller als der Schlag des Finken, Und an Jubel nur gewöhnt, Auf zu meinem Fenster tönt, Keine Grüße mehr dir winken. – Ach! zurück, weil diese Flur Um dich trauert, kleine Wilde! Komm, und drücke deine Spur Tanzend in die Herbstgefilde. Komm ans Ufer, gutes Kind, Wo im rauhen Morgenwind Unsre Weidenbüsche wallen, Und die welken Blätter fallen; Daß vom Ufer, gutes Kind, Mir der rauhe Morgenwind Deinen Sang herüber wehe, Bis ich plötzlich aus dem Flor Grauer Nebel dich hervor Mir entgegen schimmern sehe. Bringe mit dein frisches Blut, Deiner Augen rasches Feuer, Deines Herzens volle Glut, Und den sorgenlosen Muth Wider manches Abentheuer, Das in unsern Weg sich stellt, Wider manches Ungeheuer, Das am Rosen-Pfade bellt, Und aufs erste Lächeln fällt. Eile, frohes Mädchen, eile! Misch' ein wenig Schelmerey In des Lebens Einerley; Scherz' hinweg die lange Weile, Die des Geistes Mark verzehrt, Und den leichten Flug ihm wehrt. Fern von Mode-Ziererey, Komm, und red' und lache frey Hier am Ufer; Mädchen, eile! Uns sind nicht die Büsche todt, Die uns, grünend, einst gefielen; Sieh die Blätter, gelb und roth, Wie sie durch einander spielen, Und das Bächlein hier, so klar Als zur Blüthenzeit es war! Deinen Jubel will ich hören, Deinen Jubel, wenn das Haar Wind und Nebel dir zerstören, Und wenn deine Hand, bereift, Nach der letzten Blume greift.