An Ebendenselben Freund, den mit jungem Rebenlaube Die schönste Mänas einst geschmückt, Dem noch ein Amor selbst die Traube In den bekränzten Becher drückt; Den Lust und Lenz in Haine rief, Dem überall Dryaden lachten, Dem sie ein Blumenlager machten An Quellen, wo er sorglos schlief; Du willst, entfernt von unsern Chören, Kein sprödes Mädchen mehr bekehren Und deine Lieder singen hören? Getilgt ist jeder Freude Spur; Die Aue dorrt, es stirbt die Flur, Wo Bosheit gift'gen Samen streut? Mit dem Verrathe geht der Neid; Ihm schweigt der West an stummen Bächen; Das Blumenbeet zertritt sein Fuß, Und Saitenklang, und reinen Kuß Der Freundschaft macht er zum Verbrechen? Mehr, als die Wüste, schauerlich Sind dir, o Gleim! die Lustgefilde Der Jugend? Fern in seine wilde Verborgne Höhle ruft zu sich Der finstre Menschenhasser dich? – O folge nie! denn Tugend wohnt, Gesehen noch und ungesehen, In Thälern und auf Alpenhöhen; Oft hat das frömmste Werk den Mond Zum Zeugen nur, und Liebe lohnt Der Treue noch mit Seligkeiten Aus längst verschwundnen goldnen Zeiten. Wen lockte sonst der Wiese Grün? Wem sollten jene Veilchen blühn? Dem Frevel nur? Ihm tönten wieder Aus blauer Luft die Lerchenlieder; Und jenes Nachtigallenchor Erfüllte des Verbrechers Ohr? O nein! geflochten von dem Lenze Sind diese tausendfachen Kränze Für schwarze Höllenthaten nicht. Da, wo die Weisheit Rosen flicht, Will Zephyr gern das Thal erfrischen, Da bildet, in vertrauten Büschen, Die stille Grotte sich für sie; Da lehrt der Vögel Harmonie Den frommen Dichter, sich erfreuen, Der Bosheit lachen, und verzeihen. Hier, o mein Bester! wo, bedeckt Mit Moos, die Hütte sich versteckt, Hier tanzet, bey des Landmanns Festen, Mit Daphnis und mit Galathee Die Redlichkeit auf jungem Klee; Und dort, in schimmernden Palästen, Baut oft die Großmuth ihren Sitz; Herab vom Throne fährt der Blitz Auf das empörte Laster nieder, Und Fürsten rächen ihre Brüder. O mein Geliebter! unsern Hain Mag böse Schmähsucht überfallen; Wenn nur den Göttern wir gefallen, So laß uns unerschrocken seyn; Zwey Freunde stehen an Altären, Wo sie den Eid der Treue schwören, Dir, Tugend! und, o Weisheit, dir! Hört uns, ihr späten Enkel ihr! Entweiht man unsers Grabes Nacht, Will man zu Thoren uns erniedern, So müsse giftigem Verdacht Ein sanfter Menschenfreund erwiedern: Ihr Lied war Freude, war Natur, Und Unschuld war ihr Leben nur!