An Gleim Im December. Freund, der Du am Kamine, Zu Dir, mit Chloens Miene, Im leichten Hermeline Die Weisheit kommen siehst; Und um Dich her durch Lieder Für sie des Amors Brüder Zu kleinen Weisen ziehst! Bestrafe doch die Thoren, Die, nicht für sie geboren, Die sanfte Huldgöttin, Im schulgelehrten Tone, Zur mürrischen Matrone, Zur strengen Richterin Unschuld'ger Freude machen; Doch nein! sie nur belachen, Und singen wollen wir. O Freund! es sagten mir Die mit den Charitinnen Vertrauten Pierinnen, Was wahre Weisheit sey, Von trockner Schulgesetze Verworrenem Geschwätze, Von leeren Formeln frey. Sie gleichet Deiner Leyer, Ist lauter Harmonie, Glüht oft von edelm Feuer, Oft aber scherzet sie. Sie weiß in kleinen Bildern Uns lächelnd das zu schildern, Was hundert Thoren quält; Sie lehrt uns, wenn wir klagen, Daß selbst den trüben Tagen Nicht alle Freude fehlt. Soll ich Dir wieder sagen, Wie auf dem alten Wagen Von Stürmen hergetragen, Sie mir den Winter zeigt? An seinen Stab gebeugt, Lappländisch wild behangen Mit Häuten mancher Art, Steht er; um seine Wangen Starrt ein gefrorner Bart. Wie scheußlich! dennoch hüpfen Die Scherze ganz vertraut Um ihn herum, und schlüpfen In eine Bärenhaut. Da liegen sie, und schielen, Wenn Hirt und Schäferin Am Herde traulich spielen, Muthwillig lächelnd hin; Gesammelt werden Pfänder; Das flatternde Gewand Der Mädchen, Haar und Bänder Verrathen bald die Hand Der allzu dreisten Knaben, Die nicht ein jedes Pfand Um Einen Kuß nur gaben. Schon sind die Felder weiß, Und ein Palast von Eis Beherbergt die Najaden; Sie trösten sich, und laden, Um dennoch froh zu seyn, Zu bunten Maskeraden Den alten Flußgott ein. Des Faunus Kinder schleichen Vergebens durch den Wald, Dort sind die festen Eichen Der Dryas Aufenthalt! Die losen Spötter machen Ein Mädchen sich von Schnee, Umtanzen es, und lachen, Und schreyen: Evoe! Die älteren Satyren Sieht der gefrorne Rhein Den wohlverwahrten Wein In ihre Höhle führen. Da jauchzet Vater Pan; Da trotzen sie den Winden; Bey vollen Bechern zünden Sie leere Fässer an; Indeß auf goldnem Schlitten Der Psyche kleiner Mann, Mit Pelzen angethan, Voll Schalkheit zu den Hütten Verlaßner Nymphchen eilt, Wo, wenn der Nordwind heult, Und sie den Amor bitten, Er gern in langer Nacht Ihr ödes Haus bewacht. Sieh' doch, in holder Tracht, Vom Winter angelacht, Der Cypris Kammermädchen! In ihrem Hain gestört, Besuchen sie das Städtchen, Wo Gleim die Liebe lehrt, Und oft den jungen Schönen, Die Amor zu ihm winkt, In seelenvollen Tönen Von seinem Freunde singt.