Lied zweyer Schwestern an ihr Gärtchen 1 Grüner Platz, von unsern Händen Angebaut für Spiel und Ruh, Leicht umzäunt mit Rosen-Wänden, Liebes, trautes Gärtchen du! Jedes unsrer Jugend-Feste, Die kein Neid verderben kann, Lachen durch die Blüthen-Aeste Mond und Sonne freundlich an. Grüner Platz! vor wenig Lenzen Lagst du noch als Wüsteney; Nur mit Dorn- und Distel-Kränzen Schmückte dich der junge May; Wo für Blumen Nesseln sprossen, Wallte keines Mädchens Fuß; Deines Bachs Gewässer flossen Ohne Lied und ohne Gruß. Ach! vielleicht in fernen Jahren Hat ein Fremder dich zerstört; Wo die Reihentänze waren, Wird die Grille nur gehört; Am verlaßnen Ufer stehen Diese Bäum' entblättert da, Und Wachholderbüsche wehen, Wo man unsre Lauben sah. Banger, schauernder Gedanke! Was so treulich wir gepflegt, Hütten-Dach, und Epheu-Ranke, So gewünscht, und so gehegt; Alles einst in leere Lüfte! Weggesunken jede Spur! Mit hinüber durch die Grüfte Geht das Herz voll Liebe nur! Fußnoten 1 Die von dem Verfasser dieses Liedes geäußerte Besorgniß konnte man später als eine Weißagung ansehen. Nach wenigen Jahren kam das Gärtchen an einen andern Besitzer, und wurde völlig zerstört.