Glückwünschungs-Gedichte An den Herrn geheimden Rath Stryk uber die Vermählung des Hn. Hoff-Rath Stryken mit Tit. Jungfer Uffelmannin Die Musen, die Vergnügt und mit Ergebenheit Auf ihren großen Stryk/ ihr Geist auf seine Schrifften/ Ihr Hertz gen Himmel sieht/ und da den Weyrauch streut/ Daß Gott ein ewig Hauß den Seinen möge stifften/ Betrachteten den Stand/ in dem sein theurer Sohn Viel kluge Kinder zeugt/ doch keine Leibes Erben/ Und klagten: Trägt der Preiß Gelehrter diß davon/ Zu leben nur in uns/ und selbst in sich zu sterben! Wenn Solon, Balduin, wenn Paulus, Ulpian, Noch mehr/ wenn unser Stryk in Büchern gleich gebauet/ Was die gelehrte Welt nie satt erlernen kan/ Die auch im Tod auf Ihn/ als ihr Oracul schauet: So sind wir doch betrübt/ wenn sein Gedächtniß nicht/ Die Seele/ welche nur wird ihres gleichen zeugen/ Vermittelst durch den Sohn in weitre Zweige bricht/ Und Stryken aus der Krafft der Stryken wieder steigen. Die Tugend/ welche zwar den Musen anverwandt/ Doch immer auf den Geist/ der ewig lebet/ siehet/ Allein des Leibes-Lust/ der Liebe süssen Brand/ Als ein gefährlich Meer entflammter Seelen fliehet/ Verwarf der Musen Wunsch/ und sprach: kein Mensch erweißt/ Daß Stryk nicht fort gepflantzt. Wer vor Glückseligkeiten/ Damit der große Mann euch und die Nachwelt speißt/ Statt danckens sich beklagt/ hat Tugend nicht zur Seiten. Was wolt ihr mehr von Ihm? mehr Erben sprechet ihr; Und derer sind so viel/ als würdig ihn gehöret. Stellt seine Bücher euch als lauter Kinder für/ Die einst die Nachwelt noch vor ihre Väter ehret. Daß durch die Barbarey/ daß durch der Feinde Wuht Nach der Verheerung auch Athen in uns noch lebet; Daß Griechen-Land nach Mord und viel vergoßnem Blut Noch als ein freyer Marckt der Künste vor uns schwebet; Machts/ daß ein Solon hat auf Leibes-Frucht gezielt? Daß Plato, Socrates auf Kinder sich beflissen? Mit denen hätt' ihr Feind/ wie mit der Stadt gespielt/ Und ihre Väter auch in Staub und Tod gerissen. So aber leben sie durch ihres Geistes Krafft; In Büchern die umsonst die Barbarey bestritten. Wer glaubet/ daß ein Weib die Ewigkeit verschafft/ Der hat den rechten Sporn der Tugend nicht gelitten. In Schrifften lebt mein Stryk/ und in dem theuren Sohn. Sein theurer Sohn durch ihn/ und in gelehrten Leuten. Wenn die die Zeit begräbt/ so wird man Phœbus Thron So wird man selbst der Welt ein Grabmahl zubereiten. Herr Hoffrath Stryck vernahm den Streit von bey den wohl. Sein Eyfer brand in Ihm/ den Büchern obzuliegen. Mit seinem Nahmen gieng sein Hertz zum Sternen Pol/ Nichts aber schien Ihn mehr auf Erden zu vergnügen. Darum so siel er auch der strengen Tugend bey/ Und suchte zwar durch sich des Vaters Aehnlichkeiten/ So wie die Trauben dort des Zeuxis Mahlerey/ Doch nicht durch eine Frau lebhafftig auszubreiten. Die Pallas, Gratien und Amor suchten Ihn Auf aller Musen Wunsch von diesem Schluß zu lencken. Er nahm sie willig auf/ nur Amor muste fliehn/ Ihr bitten war umsonst/ ihr einen Blick zu schencken. Wenn/ sieng der Pallas Mund nebst ihren Schwestern an/ Ein Hochberühmter Sohn des Vaters Ehren Wagen In unverdroßnen Fleiß biß zu der Sternen-Bahn Durch Tyger-schnellen Lauf will folgen und erjagen/ So deucht uns/ es besteht nicht die Unsterblichkeit In dem/ daß vor der Zeit ich dieser Welt absterbe; Zu treiben allzusehr/ was mir den Geist zerstreut; Hingegen nicht zu thun/ wodurch ich Krafft erwerbe. Das ist/ Hochwehrter Stryk/ du liebst die Ruhe nicht/ Die auf die Arbeits-Last kan Stärckungs Balsam geben/ Die der gelehrten Welt so viele Krafft verspricht/ So viel ein schwacher kriegt von wahren Nectar-Reben. Wer ohne Wissenschafft zwar immer müßig ist/ Hat sich und seinen Ruhm schon lebend eingegraben; Doch wen die Arbeit offt/ die Ruhe selten grüßt/ Bey dem will Leib und Geist bald ein Begräbniß haben. Viermahl verändert sich in einem Jahr die Zeit; Und ein Gelehrter muß im Sommer seiner Strahlen Zuweilen sein Gemüth in reiner Freudigkeit/ Wie Flora ihren Lentz mit frischen Blumen mahlen. Will der nun eingesperrt/ und eingekerckert seyn/ Der gleichwohl sich zum Ruhm so weit gereißt gewesen? Weiß zur Veränderung mein Stryk denn gantz allein In Teutschland keinen Ort/ der trefflich auszulesen? Hierauf schlug Pallas Ihm das große Hamburg vor; Das auch der theure Mann vor andern hat erwehlet. Doch Amor gieng voraus: es rief der Musen-Chor: Ach/ daß Ihn wiederum der Liebe Macht beseelet! Ja/ gab die Liebe drauf/ es wird des Himmels-Hand Durch mich die keusche Glut/ der Reinsten Ihr empfinden/ Der ersten Menschen Trieb/ des Paradieses Brand In kurtzen wiederum in seiner Brust entzünden. Nach Hamburg geht mein Stryk/ und da ist schon erkiest/ Was sein Gemüthe wird/ wie seine Sinnen rühren/ Und/ wenn sein Augenstrahl nun solches in sich schließt/ Der reinen Liebe Werth Ihm dann zu Hertzen führen. Die Uffelmannin ist mehr Tugendhafft als schön/ Und schön/ als ob Sie nur an Schönheit hoch zu schätzen. Durch diese soll sein Geist bald überzeugt gestehn: Daß holde Frauen auch Gelehrter Krafft ersetzen; Daß ehe man die Burg der Ewigkeit ersteigt/ Uns frische Geister offt am Wege stärcken müssen; Und mancher Weise sich so störrisch nicht erzeigt/ Wenn manchmahl sein Geblüt sich können so versüssen; Daß/ wenn man durch den Kiel gleich fortgepflantzet wird/ Ein süsser Trost doch sey/ wenn wir durch edle Frauen Der Seelen Wanderung/ wovon Pythagor irrt/ In ächten Kindern auch zugleich behauptet schauen. Da nun Herr Hoffrath Stryk die Hammons-Burg er blickt Hat Amor in Gestalt der Uffelmannin Augen Ihm seinen Geist gerührt/ sein Hertze so entzückt/ Als ob Er bloß aus Ihr sein Leben müsse saugen. Die Tugend/ die sich erst der Liebe wiedersetzt/ Rief: Unvergleichliche/ dir gönn' ich das Vergnügen. Bestricke meinen Stryk; wer saget wohl zuletzt: Ob Schönheit/ oder ich in dir am meisten siegen? Die Ehe/ welche nur der Sternen Rath beschließt/ Durch deren Schluß diß Paar einander ist gewogen/ Durch die in ihr Gemüth ein gleiches Wollen fließt/ Ward in erwünschtem Glück und höchster Lust vollzogen. In aller Musen Brust entstund ein Jubel-Fest/ Der Himmel wünschten sie/ schenck Euch so vielen Seegen/ Euch letze/ trefflichs Paar/ so offt ein Anmuths-West/ Als Seufzer sich in uns vor unsre Stryken regen; Du großer Stryk vor dich/ Gott möge lange Zeit Dir Krafft zu unserm Heil/ dem Sohn die Gnad erzeigen/ Daß sich dein Saame noch so vieler Erben freut/ Als kluge Kinder dir aus deiner Stirne steigen.