Cantata von der Zufriedenheit Ein edler Mensch ist Perlen-Muscheln gleich: In sich am meisten reich. Ruhig und in sich zufrieden Ist der gröste Schatz der Welt. Nichts geniesset/ der geniesset Was der Erden Kreiß beschließet/ Der ein armes Hertz behält. Ruhig und in sich zu frieden/ Ist der gröste Schatz der Welt. Ihr Seelen/ die ihr ausser euch Stets in der Irre lausset; Und vor ein Gut/ das Schatten reich Den Reichthum des Gemüths verkaufet/ Die der Begierden Macht umschlossen hält/ Durchsuchet nur die gantze Welt/ Ihr suchet/ was ihr nicht könt kriegen/ Und kriegt ihrs/ kans euch nicht vergnügen. Vergnügt es/ wird es euch betrügen Und muß zuletzt wie Staub zefliegen. Wer seinen Schatz bey andern hat/ Ist einem Kaufmann gleich: Aus andrer Glücke reich. Bey dem hat Reichthum wenig statt/ Der/ wenn er nichts stets Banquerott erlebt/ Doch solchen zu erleben In steten Sorgen schwebt. Geld/ Wollust/ Ehre sind nicht sehr In dem Besitzthum zu betrachten/ Denn Tugenhafft sie zu verachten Ist unvergleichlich mehr. Du Schätzbarkeit der weiten Erden/ Laß meine Seele ruhig seyn. Bey dem kehrt selbst der Himmel ein/ Der in der Armuth reich kan werden. Schwer ist es zwar/ viel eitles zu besitzen/ Und nicht aus Liebe drauf/ die strafbar zu erhitzen/ Doch schwerer ist es noch/ Daß nicht Verdruß und Sorgen Centnern gleicht/ Eh' ein Ergetzen/ welches leicht/ Ist zu erlangen. Und hört es auf/ So wie der Welt und ihrer Schönheit Lauf So folgen Centner Grillen drauf. In sich gegangen/ In sich gesucht/ Und sonder des Gewissens Brandt Gen Himmel sein Gesicht gewand. Die Muscheln öfnen sich/ wenn Strahlen darauf schiessen/ Und zeugen dann in sich die Perlen Frucht: So suche nur dein Hertz dem Himmel aufzuschliessen/ So wirst du durch sein göttlich Licht Ein Kleinod auch empfangen/ Das aller Erden Schätze nicht Vermögen zu erlangen. Meine Seele sey vergnügt/ Wie es Gott auch immer fügt. Dieses Welt-Meer zu ergründen Ist Gefahr und Eitelkeit: In sich selber muß man finden Perlen der Zufriedenheit.