Auf das Absterben einer vornehmen Christlichen Frauen Hoch-Edle/ die ich nur der Tugend nach gekandt/ Die ein so gut Gerücht/ als Ruth in Salems Auen An Tugend hat gehabt/ die das gelobte Land Auf Erden nicht so wohl/ als wie anitzt kan bauen/ Ihr hat der Höchste viel vom Leiden auferlegt/ Und Ihr den Liebes-Kuß der Frommen auch gegeben: Allein ihr Glaube ward zu keiner Zeit bewegt; Bey diesem allen blieb ihr Hertz am Himmel kleben. Vor edle Seelen ist die Welt ein Jammerthal/ Und wenn sie gleich den Fuß auf lauter Rosen setzen. Und diesen giebt der Herr den grösten Gnaden-Strahl/ Die an dem Irdischen sich nie zu sehr ergetzen. Wer kennt das edle Blut der Leopolden nicht? Sie hat? Hochseelige den Ursprung draus genommen/ Und zeigte was die Schrift von frommen Assaph spricht: Von edlen Eltern muß was edles wieder kommen. Ein Zweig von schöner Art trägt allzeit gute Frucht: So ist Hochseelige ihr Lebens-Baum gewesen Ihr Tugend-Wachsthum hat der Höchste selbst gesucht/ Die Frucht des Glaubens war bey Ihnen auserlesen. Unmöglich daß ein Blat in wenig Zeilen bringt/ Wie rein ihr Christenthum; Es war so wie mich deuchtet/ Ein Licht/ davon der Glantz in fremde Gräntzen dringt/ Das vor den Leuten hat nach Christi Wort geleuchtet. Ein edles Weib bekomt auch einen edlen Mann/ So ward an Ihr erfüllt was Frommen wird verheißen. Wer/ theurer Heincke/ dich noch wurdig nennen kan/ Muß deine Tugenden und Wissenschafften preisen. Der Leib vermodert zwar/ doch deiner Ehren-Krantz Frist weder Zeit noch Wurm. Gelehrsamkeit und Gaben/ Die dich berühmt gemacht/ die werden steten Glantz/ So/ wie Wohlseelige/ auch Ihre Tugend haben. Bey allem Kummer hat der Höchste sie geliebt/ Und in sein Vater-Hertz sie inniglich geschlossen; Davon ihr schönes End ein herrlich Zeichen giebt/ So wie ihr Leben auch die Proben stets genossen. Wir schauen ihren Tod mit solchen Augen an/ In welchen/ wenn vorher die Thränen sind gewesen/ Nun Ehrerbietung steht/ woraus ein jeder kan So ihre Herrlichkeit/ als ihr Gedächtniß lesen. So grünt Ihr Ruhm allhier/ und auch ihr edles Blut Wir ihrer Eltern Glantz durch gleiche Tugend nehren. So vieler Seegen sonst auf frommen Erben ruht/ So viele Wohlfahrt müß' auch deren Heil vermehren. Die Grabschrifft aber kan/ Hoch-Edle diese seyn: Wer nie der Frömmigkeit und Klugheit Hauß erblicket/ Der nahe sich der Grufft/ und hebe diesen Stein/ Hier ruht ein edles Weib mit beyden ausgeschmücket.