Eichendorff Mein Gott, Dir sag ich Dank, Dass Du die Jugend mir bis über alle Wipfel In Morgenroth getaucht und Klang Und auf des Lebens Gipfel Vom Herzen unbewacht Den falschen Glanz gewendet, Dass ich nicht taumle ruhmgeblendet, Da nun herein die Nacht Dunkelt in ernster Pracht. Eichendorff Ferndrüben hinter den Bäumen Ist eben ein Glöcklein verhallt, Nun will ich hier liegen und träumen Den Mittag im stillen Wald. Hoch über mir rauschen die Wipfel Und kühl herweht's aus der Kluft, Und fernhin verschwimmen die Gipfel Der Berge in bläulichem Duft. Verschlafen zwitschern und nicken Die Vögel im grünen Tann, Und wie verzaubert blicken Die wilden Rosen mich an. Nun wird mir vor Weh und vor Wonne Das Herz so weit, so weit! Und ich denk an die goldene Sonne Der schönen Jugendzeit. Da sang ich so lustige Weisen Und ward es doch nimmer müd, Denn herrlich ist es zu reisen, Zu reisen im sonnigen Süd! Dort raunen die Brunnen und rauschen Verschlafen die ganze Nacht, Und Marmorbilder lauschen, Wenn die Sternlein am Himmel erwacht. Dann singen die Mandolinen Das alte Lied von den Zwei'n, Und in sinkende Tempelruinen Spinnt silbern der Mond sich ein. Von einer Vigne zur andern, Dahin über Thäler und Höhn, Wie träumend sang ich im Wandern: O Welschland, wie bist du doch schön! Doch, Herz, hör auf zu träumen, Denn dahin ist die alte Zeit, Und über dir rauscht in den Bäumen Die grüne Einsamkeit. So manche seiner Flocken Blies mir der Winter aufs Haupt, Und meine braunen Locken Sind alle schon grau verstaubt. Nur du, mein Herz, bliebst das alte Und schlägst noch so süss, so süss – O, dass dich dein Herrgott erhalte: Gott grüss dich, mein Herz, Gott grüss!