7. Die Nacht liegt in den letzten Zügen, Der Regen tropft, der Nebel spinnt ... O, dass die Märchen immer lügen, Die Märchen, die die Jugend sinnt! Wie lieblich hat sich einst getrunken Der Hoffnung goldner Feuerwein! Und jetzt? Erbarmungslos versunken In dieses Elend der Spelunken – O Sonnenschein! O Sonnenschein! Nur einmal, einmal noch im Traume Lasst mich hinaus, o Gott, hinaus! Denn süss rauscht's nachts im Lindenbaume Vor meines Vaters Försterhaus. Der Mond lugt golden um den Giebel, Der Vater träumt von Mars-la-Tour, Lieb Mütterchen studirt die Bibel, Ihr Nestling colorirt die Fibel Und leise, leise tickt die Uhr! O goldne Lenznacht der Jasminen, O wär ich niemals dir entrückt! Das ewge Rädern der Maschinen Hat mir das Hirn zerpflückt, zerstückt! Einst schlich ich aus dem Haus der Väter Nachts in die Welt mich wie ein Dieb, Und heut – drei kurze Jährchen später! – Wie ein geschlagner Missethäter, Schluchz ich: Vergieb, o Gott, vergieb! Wozu dein armes Hirn zerwühlen? Du grübelst und die Weltlust lacht! Denn von Gedanken, von Gefühlen, Hat noch kein Mensch sich satt gemacht! Ja, Recht hat, o du süsse Mutter, Dein Spruch, vor dem's mir stets gegraust: Was soll uns Shakespeare, Kant und Luther? Dem Elend dünkt ein Stückchen Butter Erhabner als der ganze Faust!