Hymne an die Schönheit (Erste Fassung) Hab ich vor der Götter Ohren, Zauberische Muse, dir Lieb und Treue nicht geschworen? Sankst du nicht in Lust verloren Glühend in die Arme mir? – Ha! so wall ich ohne Zagen, Durch die Liebe froh und kühn, Lächelnd zu den Höhen hin, Wo die letzten Nächte tagen, Wo der Sonnen letzte schien. Waltend über Orionen, Wo der Sterne Klang verhallt, Lächelt, opfernden Dämonen Mit der Liebe Blick zu lohnen, Schönheit in der Urgestalt; Dort dem hohen Götterglanze Der Gebieterin zu nahn, Flammet Lieb und Stolz mich an, Denn mit hellem Siegeskranze Lohnet sie die kühne Bahn. Reinere Begeisterungen Trinkt die freie Seele schon, Meines Lebens Peinigungen Hat die neue Lust verschlungen, Nacht und Wolke sind entflohn; Wann im schreckenden Gerichte Schnell der Welten Achse bricht, Hier erbebt die Liebe nicht, Wo von ihrem Angesichte Lieb und Göttergröße spricht. Stiegst du so zur Erde nieder, Hohe süße Zauberin! Ha! der Staub erwachte wieder Und des Kummers morsche Glieder Hüpften üppig vor dir hin; Von der Liebe Blick betroffen Bebt' und küßte brüderlich Groll und wilder Hader sich, Wie der Himmel, hell und offen Grüßten Wahn und Irre dich. Schon im grünen Erdenrunde Schmeckt ich hohen Vorgenuß, Bebend dir am Göttermunde Trank ich früh der Weihestunde Süßen mütterlichen Kuß; Fremde meinem Kindersinne Folgte mir zu Wies und Wald Die arkadische Gestalt. Ha! und staunend ward ich inne Ihres Zaubers Allgewalt. In den Tiefen und den Höhen Der erfreuenden Natur Fand ich, Wonne zu erspähen Von der Holdin ausersehen, Liebetrunken ihre Spur; Wo das Tal der Blumenhügel Freundlich in die Arme schloß, Wo die Quelle niederfloß In den klaren Wasserspiegel, Fand ich Spuren, hold und groß! Glühend an der Purpurwange Sanft berührt vom Lockenhaar, Von der Lippe, süß und bange Bebend in dem Liebesdrange, Vom geschloßnen Augenpaar, – In der hohen Meisterzüge Wonniglicher Harmonie, In der Stimme Melodie Fand, verraten ihrem Siege, Fand die trunkne Seele Sie.