Hymne an die Freiheit Wie den Aar im grauen Felsenhange Wildes Sehnen zu der Sterne Bahn, Flammt zu majestätischem Gesange Meiner Freuden Ungestüm mich an; Ha! das neue niegenoßne Leben Schaffet neuen glühenden Entschluß! Über Wahn und Stolz emporzuschweben, Süßer, unaussprechlicher Genuß! Sint dem Staube mich ihr Arm entrissen, Schlägt das Herz so kühn und selig ihr; Angeflammt von ihren Götterküssen Glühet noch die heiße Wange mir; Jeder Laut von ihrem Zaubermunde Adelt noch den neugeschaffnen Sinn – Hört, o Geister! meiner Göttin Kunde, Hört, und huldiget der Herrscherin! »Als die Liebe noch im Schäferkleide Mit der Unschuld unter Blumen ging, Und der Erdensohn in Ruh und Freude Der Natur am Mutterbusen hing, Nicht der Übermut auf Richterstühlen Blind und fürchterlich das Band zerriß, Tauscht ich gerne mit der Götter Spielen Meiner Kinder stilles Paradies. Liebe rief die jugendlichen Triebe Schöpferisch zu hoher stiller Tat, Jeden Keim entfaltete der Liebe Wärm und Licht zu schwelgerischer Saat; Deine Flügel, hohe Liebe! trugen Lächelnd nieder die Olympier; Jubeltöne klangen – Herzen schlugen An der Götter Busen göttlicher. Freundlich bot der Freuden süße Fülle Meinen Lieblingen die Unschuld dar; Unverkennbar in der schönen Hülle Wußte Tugend nicht, wie schön sie war; Friedlich hausten in der Blumenhügel Kühlem Schatten die Genügsamen – Ach! des Haders und der Sorge Flügel Rauschte ferne von den Glücklichen. Wehe nun! – mein Paradies erbebte! Fluch verhieß der Elemente Wut! Und der Nächte schwarzem Schoß entschwebte Mit des Geiers Blick der Übermut; Wehe! weinend floh ich mit der Liebe, Mit der Unschuld in die Himmel hin – Welke, Blume! rief ich ernst und trübe, Welke, nimmer, nimmer aufzublühn! Keck erhub sich des Gesetzes Rute, Nachzubilden, was die Liebe schuf; Ach! gegeißelt von dem Übermute Fühlte keiner göttlichen Beruf; Vor dem Geist in schwarzen Ungewittern, Vor dem Racheschwerte des Gerichts Lernte so der blinde Sklave zittern, Frönt' und starb im Schrecken seines Nichts. Kehret nun zu Lieb und Treue wieder – Ach! es zieht zu langentbehrter Lust Unbezwinglich mich die Liebe nieder – Kinder! kehret an die Mutterbrust! Ewig sei vergessen und vernichtet, Was ich zürnend vor den Göttern schwur; Liebe hat den langen Zwist geschlichtet, Herrschet wieder! Herrscher der Natur!« Froh und göttlichgroß ist deine Kunde, Königin! dich preise Kraft und Tat! Schon beginnt die neue Schöpfungsstunde, Schon entkeimt die segenschwangre Saat: Majestätisch, wie die Wandelsterne, Neuerwacht am offnen Ozean, Strahlst du uns in königlicher Ferne, Freies kommendes Jahrhundert! an. Staunend kennt der große Stamm sich wieder, Millionen knüpft der Liebe Band; Glühend stehn, und stolz, die neuen Brüder, Stehn und dulden für das Vaterland; Wie der Efeu, treu und sanft umwunden, Zu der Eiche stolzen Höhn hinauf, Schwingen, ewig brüderlich verbunden, Nun am Helden Tausende sich auf. Nimmer beugt, vom Übermut belogen, Sich die freie Seele grauem Wahn; Von der Muse zarter Hand erzogen Schmiegt sie kühn an Göttlichkeit sich an; Götter führt in brüderlicher Hülle Ihr die zauberische Muse zu, Und gestärkt in reiner Freuden Fülle, Kostet sie der Götter stolze Ruh! Froh verhöhnt das königliche Leben Deine Taumel, niedre feige Lust! Der Vollendung Ahndungen erheben Über Glück und Zeit die stolze Brust. – Ha! getilget ist die alte Schande! Neuerkauft das angestammte Gut! In dem Staube modern alle Bande, Und zur Hölle flieht der Übermut! Dann am süßen heißerrungnen Ziele, Wenn der Ernte großer Tag beginnt, Wenn verödet die Tyrannenstühle, Die Tyrannenknechte Moder sind, Wenn im Heldenbunde meiner Brüder Deutsches Blut und deutsche Liebe glüht, Dann, o Himmelstochter! sing ich wieder, Singe sterbend dir das letzte Lied.