Das Lied von Sandomir Mel. Im Kreise froher kluger Zecher. Ich kenn' ein Volk im deutschen Lande, Das macht von sich ein groß Geschrei, Als ob auf seinem dürren Sande Nur Tugend, Kunst und Weisheit sei, Und nirgend wachs' und blüh' als dort Noch freie Schrift und freies Wort. Ich kenn' ein Volk, das sich hienieden Sehr heilig zu geberden weiß, Und Demuth, Seelenruh' und Frieden Hält für den höchsten Erdenpreis, Und alle Böcke groß und klein Verwandeln möcht in Lämmelein. Ich kenn' ein Volk, das Alles meistert, Und Alles besser weiß und kann, Das sich für Alles schnell begeistert, Für allerlei und jedermann, Das jeden thut in Bann und Acht, Der's nicht so meint und anders macht. Ich kenn' ein Volk, das sich alleine Vom lieben Gott begnadet hält, Und glaubt, daß Seine Sonne scheine Am schönsten ihm vor aller Welt; Und daß es ohne Schmeichelei Der Erde Licht- und Glanzpunkt sei. Ich kenn' ein Volk, das sich für Gäste Des Paradieses hier schon hält, Dem täglich Gott das Allerbeste Auf seinen Tisch zur Labung stellt, Und dem sein eignes Dünnebier Mehr ist als Sect und Malvasier. Ich kenn' ein Volk, das vor dem Lichte Der Wahrheit nicht zu beben meint, Das sich als Quell der Weltgeschichte Ganz wohlgefällig selbst erscheint, Und denkt: die Welt versiegt gar schnell, Wenn sie nicht schöpft aus diesem Quell. Zu diesem Volke müßt ihr wandern Und unter ihnen Hütten bau'n, Ihr müßt vergessen alles Andern Und nur ihr Thun und Treiben schau'n, Dann wird euch allen hell und klar, Wie viel an diesem Liede wahr.