Verliebte Arien C.H.v.H. Ist denn dein hertze gar erfroren? Bist du aus schnee und eiß gebohren? Hörst du mein seuffzen nicht/ Und was mein unmuth spricht? Soll ich dich göttin nennen? So nimm des himmels wehmuth an/ Der leichtlich sich erbarmen kan/ Und uns nicht ewig läst in hoffnungs-fla ien brennen. Des blutes regung zu vermeiden/ Und gantz von fleisch und blut zu scheiden/ Ist nirgends ein gebot/ Es heissets auch nicht Gott; Sich selber zu verlassen Ist eine flucht/ so sträfflich ist/ Und wer ihm solche bahn erkiest/ Den muß die menschlichkeit als einen unmensch hassen. Du kanst ja deiner nicht geniessen/ Kein mund weiß selber sich zu küssen/ Der schnee auff deiner brust Bringt dir geringe lust. Die fleischichten Granaten Seynd nicht allein vor dich erdacht/ Kein mensch ist vor sich selbst gemacht; Es weiß der klügste geist ihm hier nicht recht zu rathen. Die rose suchet ihr verderben/ Die auff dem stocke wünscht zu sterben/ Und nur ihr gantz allein Meynt angetraut zu seyn. Wilst du dich selbst begraben? Wer sich in sich umsonst verzehrt/ Ist warlich seiner selbst nicht werth/ Und muß der thorheit schild an seiner grabstatt haben. Bezwinge weißlich dein gemüthe/ Und folge zeitlich dem geblüte/ Darein im paradieß Gott selber funcken bließ; Wer kan ihm widerstreben? Schau ich dein helles antlitz an/ So fühl ich was der himmel kan/ Und wünsch auf deiner brust verparadiest zu leben.