[Was wiltu Doris machen] C.H.v.H. Was wiltu Doris machen/ Brich deinen stoltzen geist; Diß was du schönheit heist/ Sind blumen-gleiche sachen/ Die unbeständig sind/ Und fliehen wie der wind. Es wird auff deinen wangen Nicht steter frühling seyn. Es weicht der sternen schein/ Als wie der blumen prangen. Die zeit so alles bricht/ Schont auch des leibes nicht. Was ist der schönheit gläntzen/ Als ein geschwinder blitz? Sein zubereiter sitz Besteht in engen gräntzen. Kein fluß verrauscht so bald/ Als schönheit und gestalt. Was heute purpur träget/ Und alabaster führt:. Was sich mit rosen ziert/ Wird morgen hingeleget/ Und ruhet ungeacht In seiner todes-nacht. Nun Doris lerne kennen/ Was falscher hochmuth sey/ Bleib nicht alleine frey/ Laß deine jugend brennen/ Und laß der liebe glut Durchwandern hertz und blut. Gebrauche deine schätze/ Weil blut und blüte siegt. Wann dich die zeit betriegt/ So trennet auch das netze/ So vormahls um dich hieng/ Und manche seele fieng. So du dich selbst kanst lieben/ So nimm die warnung an/ Die ich dir itzt gethan. Ich werde mich betrüben/ So diese rose stirbt Und ohne lust verdirbt.