[Ach daß ich euch nicht meiden müste] Ach daß ich euch nicht meiden müste/ Ihr schätze dieser dritten welt/ Ihr schnee-gebürgten engel-brüste/ Von lufft und seuffzern auffgeschwellt; Mit eurer rundten liebligkeit Mag nichts durchaus verglichen werden/ Weil ihr des himmels und der erden/ Des grossen rundtes bilder seyd. Ihr die ihr beyde hände füllet/ Ihr seyd hier nicht wie anderwärts In tausend tüchern eingehüllet/ Und qvält das aug/ und klemmt das hertz: Ihr zeiget bloß und decket frey/ Durch lindes auff- und nieder-wallen/ Daß in euch weissen marmor-ballen Blut/ feuer/ geist und leben sey. Auff euren hügeln/ schöne brüste/ Hat eine werthe mildigkeit Den süssen saamen aller lüste Zu vollem wachsthum ausgestreut: Hier ist die süsse frucht der welt/ Die nach dem paradiese schmecket/ Darein der starcke leim verstecket/ Der alle welt zusammen hält. Ach möchten mir die würffel fallen/ Daß ich nicht dürffte weiter gehn/ Und könte stets euch zucker-ballen In eurem milch-meer schwimmen sehn/ Ich wolte gern durch manchen kuß/ Euch allerschönsten liebs-altären Die höchste billigkeit gewähren/ Die man an euch verwundern muß. Doch nein der himmel wills nicht leiden/ Mein schicksal reist mich von euch hin; Lebt wohl/ ich muß euch ewig meiden/ Wiewohl ich euer sclave bin. Was denn der mund nicht leisten kan/ Das nehmt ihr schönsten engel-brüste/ Ihr gegenwürffe meiner lüste Von lebenden gedancken an.