9. Fassung? – Ich bin gefaßt. – Geduld? – Ich dulde Aufbäumen wider das gewalt'ge Muß Ist eine Torheit, die ich nicht verschulde. Ich weiß, in strenger Kette, Schluß an Schluß, Reiht sich der Wandel aller ird'schen Dinge, Und unaufhaltsam rinnt des Werdens Fluß. Nur daß zum Danken ich die Lippen zwinge, Wenn ich beraubt ward, daß ich, wenn der Geier An meiner Leber zehrt, Tedeum singe, Daß hinter jenem niegehobnen Schleier Ich eine Macht mir träumte liebevoll Und Huldigung ihr stamml' in frommer Feier: Das fordre niemand. Weder Haß noch Groll, Noch minder Liebe trag' ich jenem Einen, Der alles ist und wirket, was er soll. Ich bin ein Teil von ihm, samt allem Meinen. Wie winzig ihm, der auf das Ganze denkt, Muß des Atoms, des Stäubchens Weh erscheinen! Äonenlang hat er das Sein gelenkt An seiner Brauen Wink. Soll er's nun achten, Wenn eine Mücke sich am Licht versengt? Urew'ger Ziele Bahn muß er betrachten, Vielleicht unselig selbst, unfroh gewiß; Denn wo sind Freuden, die ihn jauchzen machten? Und darum hüllt er sich in Finsternis, Als scheu' er sich, sein Angesicht zu zeigen Elenden, die er in das Sein verstieß, Unwissend, nur gewissem Tod zu eigen. Und ihm, dem Unerforschlichen, der nie Mir brechen will sein unnahbares Schweigen, Ihm sollt' ich kindlich liebewarm das Knie Umfassen, gut' und böse Gabe danken, Im Wahn, daß er sie väterlich verlieh? Niemals! Uns trennen himmelhohe Schranken. Muß er mich leiden lassen, sei's darum! Dem Weltall dient vielleicht des Wurmes Kranken. Doch eh' mir seine Weisheit das Warum Nicht offenbart, schweigt mir von Vatergüte! Wo blieb' ein Vater seinem Kinde stumm, Wenn schon aus einem Wort ihm Trost erblühte?