Lebensgeheimnis Und sie fragen, was mich jung erhält, Da ich lang' schon wandre durch die Welt, Und sie staunen, daß noch nicht sich satt Meine Seel' am Licht getrunken hat! Fangt nur auch, so wie ich stets getan, Jedes Frührot neu zu leben an, Jedes Tags alltäglichen Gewinn Als ein neues Wunder nehmt ihn hin! Ist's der Jugend holdes Vorrecht doch: Alles Leben überrascht sie noch. Unerschöpft im Brunnenschacht der Brust Sprudeln Quellen ihr der Lebenslust. Ein Geheimnis dünkt ihr jedes Ding, Märchenhaft, im weiten Weltenring. Noch verhüllt ihr eines Zaubers Duft Den erbarmungslosen Spuk der Gruft. Noch umfangen zukunftslos vom Heut, Rafft sie an sich, was die Stunde beut, Und doch hebt sie überm Wust das Haupt, Da sie schwärmend noch an Ew'ges glaubt. Oft betrogen immer neu vertraun, Freudig auf den Sieg der Wahrheit baun, Als ein arglos frommes Kind der Welt – Und sie fragen, was mich jung erhält!