17. »Die sterbende Meduse« in Villa Ludovisi Dies jungfräuliche Haupt, in des bitteren Todes Umnachtung Duldend geneigt, die stolz schwellende Braue, der Mund, Nie von niedrigen Worten entweiht, von stummer Verachtung Leise gerümpft, noch jetzt, da er das Leben verhaucht – Wie? ihr nennt sie Meduse? Des Haarschmucks seidene Fülle Ringelt an Wangen und Hals wirr sich zum Nacken hinab, Wie von Todesschweiße genetzt, vor Schauder erstarrend, Doch in Schlangen verkehrt nimmer sich dieses Gelock. Nie feindselig wird dieses Antlitz blicken, das Leben Rings versteinernd; es sinkt willig hinab in die Nacht. Denn hier oben im Lichte, der Brutstatt niedern Gezüchtes, Wo in üppigem Flor nur das Gemeine gedeiht, Ach, was hielte die Seele zurück, die edelgeboren Ihresgleichen umsonst sucht in dem eklen Gewühl? Fremd durchwallt sie die Pfade des fröhlichen Haufens; sie ist nicht Wie die andern, sie hat nicht sich zu schmiegen gelernt. Hoffart schelten sie ihr den ruhigen Adel und Kaltsinn Ihre Trauer; als Schuld schmähn sie ihr eigenstes Selbst. Nirgends ein ebenbürtiges Glück im Leben, im Tod nur Darf sie sich hoheitsvoll ihrer Bestimmung erfreun. Und die Gedankenlosen, die Lustigen, gehn an der Toten Unversteinert vorbei, höchstens die Achseln gezuckt: »Warum wollte sie besser als andere sein? Nun hat sie's Schlimmer als andere; ihr ist nach Verdienste geschehn.« Und ihr nennt sie Meduse? O nennt sie die Muse der Tragik, Und wer seelenverwandt, tröste sich dieses Gesichts!