Wiegenlied So schaukelt die alte Weltenamme, die Zeit, Den Menschen, ihr großes Kind, Auf und ab In der Wiege von Tag und Nacht Und summt und singt ihm Bald muntre Liedchen, Daß es lachend die Hände Ausstreckt und bittet: Mehr! noch mehr! – Bald wehvolle Laute Trauriger Märchen, Bis es geängstet Zum Weinen den Mund verzieht Und fleht: Halt ein, Garstige Alte! Zu weh tut dein Gesang Vom ewigen Werden und Welken Uns armen Kindern, Die immer wir fortblühn möchten Und der Gespielen uns freun. – Und siehe, die Alte Erbarmt sich wieder, Schaukelt melodisch Die Wiege von Tag und Nacht, Singt leis' und leiser, Dem wimmernden Kleinen Einzulullen das bange Gehirnchen, Bis er ruhiger atmet Und noch mit Tränen An Wimpern und Wangen Schmerzvergessen entschlummert Und friedlich lächelt im Schlaf.