Idylle Junges Weib, wie manche Stunde Seh' ich deinem Glücke zu, Wie du auf dem Söller droben Schaltest ohne Rast und Ruh. Während du mit kräft'gem Arme Überm Haupt den Rocken schwingst, Schnurrt herab die flinke Spindel, Und du lächelst und du singst. Singst ein Wiegenlied dem Kleinsten, Das du schaukelst stät und leis, Und es tanzt dazu dein Knabe Mit dem Schwesterchen im Kreis. Tarantella tanzt die Kleine, Noch in ihren ersten Schuhn, Klatscht den Takt mit beiden Händchen, Alles, wie's die Großen tun. Già la luna 'mmiezzo mare – Und sie werden es nicht müd, Bis dem kleinen Paar die Wange Dunkel wie Granate glüht. Jetzt Orangen aus dem Körbchen Und ein Brötchen aus dem Schrank Teilst du aus zum Abendimbiß, Und sie küssen dich zum Dank. Und das Kind verlangt zu trinken, Und das Hündchen springt und bellt, Und die kleinen Vögel wissen, Wo man offne Tafel hält. Nun kommt die Nacht, so duftig, mild und klar. Die Kinder schläfert's. In dem Bettchen dort Bringst du zur Ruh das kleine Tänzerpaar; Das Jüngste schläft im Wiegenkorbe fort. Du aber trittst hinaus, und vom Balkon, Ein Liedchen summend, sacht das Haupt gewiegt, Blickst du umher. Es klingt kein falscher Ton Durch dieses Herz, das tief in Frieden liegt. Seitdem du atmest, kennst du alles hier, Stadt, Meer und Menschen. Doch was kümmert's dich? Die Heimat selbst – zur Fremde ward sie dir, Seit Ein Gefühl den Busen dir beschlich. Mann – Kinder – Haus, und drüber nur ein Grab. Du nickst wie träumend, grüßt dich die und der. Der Nachtwind säuselt gassenauf und -ab, Der Mond geht auf; du überblickst das Meer. Ein Nachen von Neapel! Vogelschnell Durchschneidet er die Flut. Du spähst und spähst – Ist er's? – Dein Aug antwortet freudenhell, Ein Lämpchen zündest du, mit dem du wehst. Noch kurze Frist, dann klingt ein rascher Fuß, Der Knabe lacht im Schlaf, das Hündchen bellt, Die Türe geht – Willkommen, Gruß und Kuß, Und in zwei Armen hältst du deine Welt!