Der Tod im Baum Im Nebelduft am Straßensaum Da steht ein Ebereschenbaum. Die Früchte schimmern blutigrot, Im kahlen Wipfel hockt der Tod. Die Fiedel hält die Knochenhand, Mit Menschensehnen bleich bespannt. Den Schädel, der wie Silber glänzt, Ein Kranz von Vogelbeeren kränzt. Der Kiefer blank die Zähne zeigt, Er grinst vergnügt und singt und geigt. Aus schwarzer Ackerfurch' zu hauf Ein Schwarm von Krähen flattert auf. Der Singsang des Gerippleins gellt: »Nun bist du mein, du weite Welt! Die schwarzen Vögel hör' ich schrein, Ihr sollt die Totengräber sein. Was je geblüht, was je gelacht, Wird nun ins kalte Grab gebracht. Die Welt ringsum liegt tot und stumm – Was aber klingt dort für Gesumm?« Ein Büblein kommt des Wegs daher, Zur Schule trägt's sein Ränzel schwer. Der Ostwind pfeift ihm ins Gesicht, Den kleinen Mann bekümmert's nicht. Und wie er tapfer fürbaß zieht, Er summt ein lieblich Weihnachtslied. Der Tod im Baume lauscht voll Grimm, Möcht schweigen gern die Kinderstimm'. Er wirft den Kranz ihm an den Kopf, Da lacht hinauf der muntre Tropf: Das schöne Kränzel heb' ich auf! – Mit Schrein entschwirrt der Krähenhauf.