Abschied Zum letztenmal Meinen Lieblingspfad Am Bergesabhang Durch Rebengärten, Wo zartverschränktes Olivenlaub Unter den dunklen Lorbeerwipfeln Freundlichen Schatten streut, Wandl' ich dahin. Still ist die Luft. Nur ein lichtes Wölkchen Steht regungslos Drüben auf der weißen Stirn Des greisen Monte Baldo, Und die kleinen Städtchen, gelagert Zu Füßen des Alten Wie artige Kinder, Torri und Garda Mit San Vigilios Kap Und südlicher Bardolino Schimmern mit blanken Häuschen Über der purpurnen Bläue des Sees Den nicht ein Windhauch kräuselt. Wonniger Frieden weitum. Still atmet die Natur Der Nacht entgegen, Und drüben im Äther hängt Die Mondenscheibe, Eine Silberflocke, Wie eine Blüte des Frühlingshimmels. Dort aber das Haus, Zu dem ich oft den Schritt gelenkt – Vor dem niederen Eingang Auf verwitterter Treppenstufe Die spielenden Knäbchen Verstummen, da sie mich sehn, Das Hündchen belfert mich an, Das magre, scharrende Hühnervolk Stiebt auseinander, Nur die Kaninchen fahren Sorglos fort, die Kräuter zu rupfen Im hohen Gras. Und jetzt die junge Herrin der Hütte. Der zweite Knabe Hat die blauen Augen der Mutter, Der ältre des Vaters Augen – Occhi furbi. Der mag wohl sitzen Heut am Sonntag In der Schenke drunten, Über deren Tür man liest: Al tempo perduto. Lächelnd bietet das junge Weib Mir guten Abend Und steht, indem ich raste, Vor mir, und wir plaudern Von ihrem mühsamen Tagwerk, Ihrer Kindersorge, Die selten nur ihr erlaubt Den Gang zur Messe. Die höre der Mann statt ihrer. Brav sei er und fleißig Und halte sie gut. Und das junge Gesicht Von zarter Blässe, Indem die Augen Ruhn auf den Kleinen, Strahlt von geheimem Stolz und Glück, Wie jener Römerin, Die ihre Kinder der Freundin zeigte Als ihren Schatz an Kleinoden. – Und da in der Schürze, Frau, Was tragt Ihr her aus dem Gärtchen? – Eine Handvoll Salat, Heut abend zur Polenta. Siam poveri! O reiche Armut! Erhalte sie dir ein gnädig Geschick Und schütze deine Reben Vor Hagelsturm Und böser Krankheit Und diese Kinderhäupter Vor argen Gedanken, Daß, wenn ich wiederkehre Zu dieser Stätte, Ich unversehrt noch finde Deinen reichen Besitz Am Köstlichsten der Welt: Ein Haus voll Liebe, Lebensgenüg' und Frieden.