An Frau Karolina S. in Zürich 1841 Nur zagend lass' ich meinen Worten Vor andern Menschen ihren Lauf; Dir schließen sich die letzten Pforten Von meinem Herzen klingend auf; Mir ist, dir dürf' ich alles sagen, Die tiefste Seele wird mir flott; Wie ich mag in die Saiten schlagen, Um deine Lippen blitzt kein Spott. Die Welt will, daß man sie betrüge Durch ein erheuchelt fromm Gefühl, Mit Anstand einen Frieden lüge, Wenn's in der Brust uns dumpf und schwül; Du hörest, seltenste der Frauen, Den kecken Schwärmer ohne Groll, Du weißt, man muß ihn selber bauen, Den Himmel, dran man glauben soll. – Gleichwie am stillen Abend schmettert Durch heitre Luft Trompetenklang, Gleichwie's um Rosenbüsche wettert Ein blühendes Gestad' entlang, Gleichwie zum Sturme ruft die Glocke, Indes noch Beter am Altar, Wie neben eines Kindes Locke Ein graues, ernstes Greisenhaar, – – So tönt zu meinem stillen Volke Mein zürnend, freiheitheischend Lied; Ich bin die schwere, schwarze Wolke, Der Gott den Donner nur beschied; Ich bin kein froher, freud'ger Buhle, Des Wappen Rose und Pokal, Ich sitz' als Gast auf Bankos Stuhle Bei jedem frechen Königsmahl. O könnt' im finstern Rat der Alten Mein Lied ein zündend Feuer sein! Doch ach! die Nüchternen, die Kalten Verlangen abgelegnen Wein. Im Zorn oft drückt' ich auf die Flasche Den Kork – es öffnet sich dein Haus, Auf deinem Herde schlägt die Asche Zu neuen kühnen Flammen aus. Du bist des schwachen Samenkornes Getreue, stille Pflegerin, Den ganzen Frühling meines Zornes – Ich leg' ihn dir als Opfer hin. Wohl waren manche Perlen fertig, Doch noch der echten Taucherhand, Noch deiner lieben Hand gewärtig; Nimm sie – und wirf sie in den Sand!