Ermunterung Tochter Du, was zitterst Du? Was sinkest Du? Schweige, leide, Hoffe, meide, Nicht verzag, Nicht klag! Wahrheit kommt alle Tag'. Du suchtest ja ein Wunderland, Wo sonder Tand Und sonder Schall Man ist und hat Und Größe suchet, That, Und strebt, statt Schein, Zu sein. Dies Land ist überall für Den, der's in sich hat. Und hier sieh Deine Statt: Sollst jene Mummereien bekehren, Die Schatten hellen, Wahrheit lehren; Sollst wandeln hier dies Zauberthal Voll Mondesschein in Wahrheit überall, In Sonnenstrahl. Auf, fasse Dich, Ermanne Dich! Es wird Dir schwer sein, Mußt lange sein allein, Verkennen Dich lassen in falschem Schein, Sehn Deine Wünsche mißgedeihn. Auf, fasse Dich, Muthig fühl Dich, Du edle Jungfrau, groß und frei Und fest und treu, Den Blick so edel vor sich hin, Mit reinem Sinn und stillem Sinn, Auf, fasse Dich Männlich! Schweige, leide, Hoffe, meide, Nicht verzag Und suche den Lieben alle Tag'! Such ihn durch Wald und Thal und Höhn, Und obgleich Flimmer vor Dir gehn, Ermüde nicht, ihn zu empfahn, Ihm sanft zu folgen auf seiner Bahn! Du wirst ihn haben, ihn bestehn Und neuverwandelt mit ihm gehn, Mit ihm in aller Liebe Fülle, Und er Dich lieben stark und stille, Und er sich fühlen neu ins Leben Zurückgegeben, Durch Dich, durch Dich zurückgegeben, Und Du ihm Schöpferin und Braut, Ihm ewig, ewig sein vertraut.