6. Lob des Weins Ein deutscher Dithyrambus Von Simon Dach. Aus Heinrich Alberts Liedern. Fol. Th. 1: N. 25. Dies ist der Trank, Der Unmuthszwang, Durch den wir fröhlich werden; Der unsern Geist Der Pein entreißt, Gibt freudige Geberden. Er thut uns kund Des Herzensgrund, Macht Bettler gar zu Fürsten: Wir werden kühn Und frisch durch ihn, Daß uns nach Blut muß dürsten. Sein süsser Saft Gibt denen Kraft Zu reden, die sonst schweigen: Macht uns bereit, Barmherzigkeit Dem Armuth zu erzeigen; Wie auch beherzt, Das was uns schmerzt, Zu eifern und zu lästern: Ertheilt die Kunst Und alle Gunst Der dreimal dreien Schwestern. Daher man sieht, Wann wir hiemit Das Herz uns kaum begossen, Wie dann der Fluß Des Pegasus Kommt auf uns zugeschossen: Der will dann ein Poete seyn; Der kann viel Streitens machen Von der Natur; Der redet nur Von Gottes hohen Sachen. Auch mir wird itzt Der Kopf erhitzt, O Wein, von deinen Gaben Die Zunge singt, Die Seele springt, Die Füsse wollen traben, Wohlan! noch baß Durch dieses Glas Will ich auf dich jezt zielen, Du deutsches Blut Treu, fest und gut! Laßt Eins zum Tanz mir spielen!