Das Staatschristenthum 1770. Woher, Du Wolkenpalast, an die Säume Der Erd' hinausgebreitet, fern Vom Libanon zum Hekla, zu den Affen Und Patagonen hin? Woher, Du Himmelsstürmer, der den Zeiten Verwüstung drohet? Wo dann ruhn Die ew'gen Säulen, die Dich stützen? Hobest, Erhobst Du Dich nicht selbst Auf Trümmern nur versunkner Heiligthümer, Im Sturz der Zeiten, namenlos? So wie in Tagesneig' ein Moderwölkchen Im fernen grauen Ost. Das Moderwölkchen unbeahnet sammelt Aus Höll- und Klüften Dämpfe sich, Bis Mitternachts es hoch sein Haupt erhebet Und deckt der Sterne Glanz, Und überzieht den Himmel, stürzet nieder Die Schlummernden in mehr als Nacht, In Dampf und Trümmer. Schaut die Zauberwolke! Sie hüllt das alte Rom, Das Helden-Rom, die Königin der Welten, Auf ihren sieben Thronen ein Zur Zaubervettel mit dem vollen Becher, Zur Herrscherin der Welt Auf sieben neuen Thronen. Und die Erde Floß über von des Bechers Wuth; Die Völker taumelten; der Berg der Götter, Der Berg der Musen wich; Meerüber floh die Weisheit in die Zelte Gastfreier wilder Araber. Die Bücher brannten, und der Rauch der Bücher Erhebt sie prächtiger, Die Zauberwolk'. In schwarzen runden Wellen Rollt sie von Erd' zu Erden hin, Und in ihr klirren Ketten, heil'ge Waffen Der Zwietracht, Paukenschall Zum Morde der Vernunft. Die Banne blitzen, Wie Höllengabeln heben sie Die Kronen von der Königsschläfe, jagen Im Strudel alle Welt Gen Osten in das heil'ge Grab des Todes; Da pranget nun, was Wolke war, Als Palast des gekrönten Schuhs, der Thronen Wie Sünden niedertrat. Noch steht der alte Palast, aber öde; Und immer sinkt der Nebel mehr. Ihr Brüder, seht, die schöne helle Sonne Steigt langsam schon empor! Der Nebel sinkt, und mehr als Wolkenschlösser Stehn glänzend uns vor Augen da. So nahe wart Ihr, Hütten bessrer Menschen, Und wir, wir sahn Euch nicht, In Nacht begraben. Kommt, der Hütten Kinder! Auf freiem Hügel wollen wir Der Morgenkönigin, der Sonn', uns weihen, Die Euch das Licht gebracht. Ihr horchet, was dort in der letzten Wolke Wegjammert? Brüder, horchet nicht! Es ist der Circe Lied! sie wandelt Menschen Zu Opferthieren um. Kommt, vor dem Angesicht der Morgenröthe Uns zu umarmen, und nur ihr, Der Göttlichen, so lange, lange Sklavin, Der Wahrheit uns zu weihn! Und Menschenwürde, Menschenfreiheit wollen Wir redlich anerkennen, rein Anbeten Gott, bis einst allgegenwärtig Der Welt die Sonne strahlt!