Die Dürftigkeit und der Ueberfluß Nach Platon's Allegorie. Wohl mir, Ihr Götter! mir, der Dürftigkeit, Den Menschen heilige Nothwendigkeit. Mein scharfer Stahl ermuntert ihre Triebe; Und ward mir nicht ein süßes Kind, die Liebe? Sie schenkte mir ein reicher Genius, Der von den Göttern kam, der Ueberfluß. Zur Dürftigkeit gesellte sich mein Herz Und fand in ihr, statt leerem, leichtem Scherz, Ein goldenes Gemüth, ein heilig Streben, Im Streben Kraft, in Kräften wahres Leben; Dort, wo im Palast Sättigkeit gebeut, Wohnt Ueberdruß und nicht die Seligkeit. Was bin ich Dir, Geliebter? Reizet Dich Mein Mangel, mein Bedürfen? Schaue mich! Kein Prachtgewand umschließet meine Glieder; Was Du mir schenktest, geb' ich gern Dir wieder. Verlangen ist mein Reichthum; meine Zier Ist dieses Kind; dies schenk' ich wieder Dir. Und dieses Kindes Freude kröne Dich! In ihm, dem holden, lieb' ich Dich und mich. Froh müss' es stets Dein Mutterarm umschließen, In ihm des Vaters Abbild ganz genießen. Wir wechseln unser Wesen; Du in mir Bist Ueberfluß, Begehren ich in Dir. Und unser Kind, die Liebe, unser Bild, Sie hat und giebt, was unsern Wunsch erfüllt: Von Dir die Kraft, unendlich im Bestreben, Von mir der Gaben Fülle, viel zu geben. Mittheilend Sehnen nur ist Selbstgenuß, Und ohne Mangel darbt der Ueberfluß.