Die Dämmerung Der Aether und die Liebe war Das ältste hohe Götterpaar; Sie zeugten die Unsterblichen, Den Himmel und die Seligen. Und tiefer in der Wolken Reich Ward ihr Geschlecht der Wolke gleich; Sie, ewig schön und ewig jung, Erzeugten uns die Dämmerung. Aus Licht und Schatten webten sie Der Menschen täuschend Dasein hie; Nur Dämmerung ist unser Blick, Nur Dämmerung ist unser Glück. Der Jugend holdes Morgenroth Verbirget, was der Tag uns droht; Der Blume schwülen Mittag kühlt Ein Zephyr, der am Abend spielt. Und Ohr und Auge täuscht sich gern; Das Herz, es pochet in die Fern', Und wünscht und hat, und glaubet's kaum; Denn auch sein schönstes Glück ist Traum. Die Hoffnung, ewig schön und jung, Ist uns ein Kind der Dämmerung; Auch ihre Schwester, Sehnsucht, liebt Den Schleier, der die Lieb' umgiebt. Ich dank' Euch, die Ihr um mich schwebt, Daß Ihr die Hülle mir gewebt; Doch Lieb' und Aether, leiht, o leiht Mir einst ein heller Pilgerkleid!