Schlaf und Tod. Ein Abendsegen März 1767. Komm, o Du des Todes Bild, Sanfter Schlaf, und breite Dein Gefieder über mich! Süßen Schlummers Beute Ist doch das ganze Leben! Ist Traumwerk eitler Phantasie, Die – ach, bald auch welket sie! Sinkt mattem Schlummer zu! In sanfter Ohnmacht Ruh Schwimmen, schwinden hin der Seele Bilder! Wie dämmernder Quell, Alle Lebenswogen! Wird's mir, wird es auch so sein Im Todesschlummer? Wie von später, ferner Zeit Kommen dunkle Träume Matt zurück! In neue Welt Schatten Jugendbäume Die stille Seel' hinüber! Ist's immer nicht dieselbe Welt, Die dem Schlummertraum gefällt? Wird's ewig auch so sein? Wirst, erster Jugend Pein, Pein und Wonne, Du mir wiederkommen? Zwar matter und spät, Spät und doch dieselbe? Schöpfer! ahnet mir ein Traum Selbst Ewigkeiten? Sanfter Schlaf, der Dich erfand, Birgt auch diese Sorgen! Grauer Schleier hüllet sie. Und am schönen Morgen Ist selbst der Schlafgedanke Wie Traum! schon Traum mein Schlafgebet, Das – Du weißt es, was? – erfleht! Zu wiegen mich in Schlaf, Zu wähnen noch im Schlaf Theure, ferne Lebensfreunde. – Schirme, Beschirme sie, Gott! Schlaf und Lebenswachen Sendest Du der Menschenzeit, Ja, Alles Träume!