38. Ursprung, Beschaffenheit, Zweck und Geschichte der Monarchie. Eine biblische, d.i. wahre Fabel. Ihr Männer, hört, daß Gott Euch höre! Die Bäume wollten sich zur Ehre Ein Königreich. Sie kamen Zum Oelbaum: »Baum, Sei unser König!« »Ich? Soll die Fette von mir weisen, Die Menschen itzt und Götter preisen, Und hingehn und, ein dürres Leben, Ueber den Bäumen schweben?« Sie kamen Zum Feigenbaum: »Sei unser König!« »Ich? Soll die Süße von mir weisen, Die Menschen itzt und Götter preisen, Und hingehn und, ein dürres Leben, Ueber den Bäumen schweben?« Sie wandten sich Zum Weinstock: »Baum, Sei unser König!« »Ich? Soll den Saft mir lassen rauben, Der in meinen vollen Trauben Menschen itzt und Gott entzückt, Tod und Trauer neu erquickt, Soll hingehn und, ein ödes, dürres Leben, Ueber den Bäumen schweben?« Ermüdet gaben Alle sich Dem Dornbusch: »Edler, hoher Baum, Sei unser König Du!« Und kaum Hört' Dornbusch es, so fühlt' er seinen Werth Und sprach, wie folgt: »Weil Ihr denn Mich, Wie Recht ist und wie sich's gebührt, Als Euren König ehrt Und gebet Euch in Meinen Schatten Und weiten Raum, Der Alles ziert Und Alle schützt und nährt, Die ehrfurchtsvoll sich ihm Ergeben hatten, Hinwiederum beweis' Ich Mich König! Geh, Feuerflamm', im Ungestüm Vom Dornbusch aus und beuge dort Die starren Cedern Libanus', Die sich entwurzeln nicht und kommen her Dem Könige zu Fuß!« Und wie's denn ohngefähr Hie oder dort, Spät oder früh In wohlgewählter Monarchie Ergehen muß.