Die Erdbeeren 1772. Holde Erdentöchter, Frühlings frühe Kinder, Schon aus Sonnenvaters Warmem Lebenshauche Und aus Mutter-Erden Kühlem Schooß empfangen, Kühle, süße Beeren! Wie sie dort im Grase Hügelaufwärts glühen Und ins Grün erröthen, Jetzt den Wandrer lieblich Locken, jetzt entschlüpfend Täuschen – Buhlerinnen, Wie die Erdentöchter! Ha, wie Vater Frühlings Odem sie durchbalsamt, Und der Mutter Erde Kühle sie erfrischet! Wie aus niederm Grase Labung auf sie duften! Glühen da wie Sterne! Sollet bald in Schaaren Lieblich schwimmen! – Sterne, Jetzt in weißer Unschuld, Jetzt in goldnem Feuer Schöngepaaret! Feuer, Unschuld! und der Liebe Und der Freude Töchter! Mir ein ganzer Frühling, Mir ein ganzes Leben! Unschuld, Kraft und Freude, Kühl' und Süße! Rose Ohne Stachel, Labung Ohne Felsenschlaube! Schön und tief im Grase! Mir ein ganzer Frühling, Mir ein Duft aus Eden! Als einst Paradieses Sel'ge Fluren schwanden, Waren's Manns Gebete, Waren's Eva's Thränen, Die zu Duft da blieben? Oder bracht' ein Bruder- Engel Euch hinieden In die Wilde? – Labung Wo dem matten Wandrer Zu bereiten, Labung, Als er, halb verschmachtet, Traurig abwärts blickte? Kommt dem matten Wandrer Auch in wüster Wilde Labung! Wenn er traurig Pfadverloren abwärts Blicket – dann erscheint ihm Kühle, Labung, ferner Rosenduft aus Eden!