Ostergesang Er ist Sieger, der mit dem Tode rang, Die mächt'ge Lanze durchlief, mitten im Herzen Umwand, sie, die jede Nerv' mit Schmerzen Der Hölle durchgrub, zerbrach! – Triumph sei Dank! Denn er schrie: »Vollbracht!« und sank Hin. Und Du wirfst dem schlafenden Sieger Bande der List um, Satanssklave, Tod? Siegelst ihn in die Felsenspalt' als todt Und bettest über sein Haupt Henkerskrieger? Den Heil'gen Gottes zu bestreun Mit nagendem Moder, kommst Du, Tod? »Der Tod ist über Dir, Simson-Gott!« Gott sprach's! – In der Höll' hört' er's, entsprang Dem Erdenbauch als Erstgeborner! Zerrissen Sind Todesstricke! Faden zu seinen Füßen! Hieltet Ihr ihn, da in den Othemgang Des entrauschten Riesen Leben drang? Sich fühlt' er, und fuhr das Erderbeben Herab in den Höllenpfuhl wie zückender Blitz, Zersprengte den Kreis wider ihn um Belial's Sitz! Kannst Du, zertretnes Schlangenhaupt, Dich heben? Schaugetragne Hölle, wo ist Dein Sieg? Vom Sündengift entmarket, glänzt, sieh, Tod! Dein Stachel in seiner Ferse! Denn Gott Gab Triumph! Welt, hüpfe, wie Reh im Thau, Verjüngt! – Dein Nichts, sein Moder! – Er sah ihn nicht Und stützte Deiner bebenden Angeln Bau, Da der Morgenstern, blaß am Gesicht, Noch das Schuldsiegel sah; und die dritte Sonne schon – – Gelobt! Ihr Sabbathsbote durchs Morgenthor Fand Gräber zerbrochen und Siegel und Thor! Wo er lag, da lag er nicht mehr! Steh still ums Grab, tobender Könige Heer! »Wenn er liegt, denn steht er nicht mehr!« Er stehet: bebt! Sein Schemel ist Eu'r Thron, Sein Scepter (küßt die Ruthe!) droht Gericht, Eurem Nacken sein Fuß! – denn Ueberwinder ist er! Es brachen die Himmel und träufelten ab, Wie Thau, aufs Grab die Engel des Siegs. Zusammen Stürzten die Römer wie todt; denn Mahanaim's Flammen Bekränzten, Siegespforten, das Grab, Und dem Heiligen fielen die Todesband' ab! Denn: »Er lebt!« so sprach der Glanz; da fuhren Aus sich die Weiber, das Oel aus der Hand, Und liefen! »Ich bin's, der Euch erstand. – Maria!« »Bist Du's, Rabbuni?« »Ich fahre Zu Gott auf; doch Euch will ich sehn.« Sie sahn ihn; Frieden umher blies er: »Ich überwand! Hier nehmt der Sünder Lösungsband,« »Die Beute der Schlacht, wie der Weltgurt breit, Allmächtig, und knüpft die Erd' an Himmel!« Da flogen sie, wie ins Nachtgetümmel Siegesfeuer, und wo die Zunge Flammen streut, Siegt des Erweckten Herrlichkeit! Umtanzt, umtanzt, Lahme, sein Grab! Ihr Stummen, lallet Das mächt'ge Säuglingslied! Dreht, Blinde, den Blick Von der Sonn' auf unsern Reihn zurück, Von dessen Echo des Erdsaums Ufer schallet, Den er aus dreitaglanger Nacht Wie Morgenroth zum Siege beglänzt! – Mein Blick Wird weit! Von oben und unten des Balls, Von früh und spät kommt fluthende Wallfahrt, streut Myrrh' und Lorbeer ans Grab und zieht durch seines Falls Schatticht Lager herauf, durchs Lichtthor, weit Ueber sterbender Augen Sonnenbahn, Zum Thron, den der Gottmensch ihnen erringt, Der ihre Palm' zu seiner Siegskron' schlingt Und prangt; sie prangen! – doch hoch wagt' ich's empor, Der außen an Aegyptens Drangsalsthor Einen Psalm sang, mitten im tanzenden Chor. Hallelu! des Osterlamms Fahn' Hat sich dieser erste Frühlingstanz geweiht! Denn ihn, den welken, trug, o Christenheit, Dein Jubel! Hallelujah!