Die Lerche Gegrüßet seist Du, Du Himmelsschwinge, Des Frühlings Bote, Du Liederfreundin! Sei mir gegrüßet, geliebte Lerche, Die Beides lehret, Gesang und Leben. Der Morgenröthe, des Fleißes Freundin, Erweckst Du Felder, belebst Du Hirten; Sie treiben munter den Schlaf vom Auge, Denn ihnen singet die frühe Lerche. Du stärkst dem Landmann die Hand am Pfluge Und giebst den Ton ihm zum Morgenliede. »Wach auf und singe, mein Herz, voll Freude! Wach auf und singe, mein Herz, voll Dankes!« Und alle Schöpfung, die Braut der Sonne, Erwacht, verjünget vom langen Schlafe. Die starren Bäume, sie hören wundernd Gesang von oben und grünen wieder. Die Zweige sprießen, die Blätter keimen, Das Laub entschlüpfet und horcht dem Liede. Die Vögel girren im jungen Neste, Sie üben zweifelnd die alten Stimmen. Denn Du ermunterst sie, kühne Lerche, Beim ersten Blicke des jungen Frühlings, Hoch über Beifall und Neid erhoben, Dem Aug' entflogen, doch stets im Ohre. Inbrünstig schwingst Du Dich auf zum Himmel Und schlüpfst bescheiden zur Erde nieder; Demüthig nistest Du tief am Boden Und steigst frohlockend zum Himmel wieder. Drum gab, o fromme, bescheidne Lerche, Du über Beifall und Stolz erhobne, Du muntre Freundin des frühen Fleißes, Drum gab der Himmel Dir auch zum Lohne Die unermüdlich beherzte Stimme, Den Ton der Freude, den langen Frühling. Selbst Philomele, die Liedergöttin, Muß Deinem langen Gesange weichen. Denn, ach! der Liebe, der Sehnsucht Klagen In Philomelens Gesang ersterben; Das Lied der Andacht, der Ton der Freude, Das Lied des Fleißes hat langen Frühling.