Andenken an meinen ersten Todten, das Liebste, was ich auf dieser Welt verloren Früh ich einst den Bruder sah Mit dem Tod umfangen! Augen brechend lag er da, Seine Rosenwangen Schon Ebenbild des Todes! Im kalten Schweiß, mit kalter Hand, Da schon alle Welt ihm schwand, Da sucht', da nannt' er mich! Hob Aengste lächelnd sich: »Du auch, Bruder, Du willst mich verlassen?« Ach, starrte mich an, Sank mir in die Arme. Bruderarmen kam der Tod, Ihn wegzuholen. Wo, o süßer Knabe, wo Bist Du hingeschieden? Blühtest, Rosenknospe, mir – Nun verwelkt hienieden. Hienieden nur erschienen Wie Sonnenblick, wie Morgenstrahl In des Wandrers dunkelm Thal. Dein Geist, das Morgenroth! Dein schönes Herz! – der Tod Hat den Rosenknaben mir zerstöret! Bist kalt wie das Grab, Todebleicher Erdkloß. Ach, des Lebens sanfter Strom Ist starr erloschen. Kalter Knabe! Bruder, nicht Ewig mir verloren! Holdes Wahnbild! ach, wozu, Wozu schmerzgeboren Hier auf die Schattenerde? Auf meinen Knieen flossen Dir Frühe zarte Thränen hier! Wozu sind sie verweint? Du Traumbild! Schattenfreund! Schattenrose, mir nur vorgespiegelt! Wirst Erde bald sein – Handvoll stumme Erde! Gott, o Gott, wie trügst Du uns Mit Wonn' im Leben. Lebenswonn' und alle Lust, Nichts ist selbst das Leben! Schatten auf den Wogen her Kommen wir und schweben – Wohin? – Ach, holder Knabe! Sie sangen Dir in Todespein, Sangen Labungston Dir ein: »Zu Christ, dem Bruder mein, Zum Himmel schlaf' ich ein!« Da riß sich sein letzter Blick gen Himmel. Wo wandelst Du nun? Selige Erscheinung, Kommst Du, wenn mein Blick einst bricht, Mich heimzuholen?