Laokoon's Haupte 1768. O Du, in einem großen Seufzer Gen Himmel ziehend, zeuchst aus tiefstem Herzensabgrund Der Deinen Seel' auf diesem Seufzer Gen Himmel mit empor! Den drachumwundnen Erdenkörper, Wie giftgeschwellt er unterliegt! Die dürre Scherbe Zerbricht den Todeston der Hyder, Wie sie erliegt, die Hand! Ohnmächtig, was uns Götter flochten, Zu lösen! Schlangenknäul hinwegzuheben! Wie ihn Ein nacktes Angstgerippe hebet, Den Seufzer, und ermorscht! Und Vaters Ohr umheulen Klagen, Weh der Unmündigen, aus lautem offnen Schlunde, Die statt der Vaterarme Schlangen Ergreifen – grausend Bild. Du bist versunken – bist gesunken Zum Hügelstaub, der dann, des Wandrers letzte Ruhstatt, Für aller mit ihm Wandrer Augen Ein Aschenkloß erscheint! Nur dieses ew'ge Haupt! – Der Seufzer Auf ihm, wie er aus tiefster Herzensjammerhöhle Der todtgequälten Seinen Seele Gen Himmel mit sich zeucht! Gen Himmel zeucht und schwer beladen Ermattet, jammernd weg sich wendet, und wie Hauch nur Auf unsichtbaren Freundes Sterbekissen Das Haupt danieder senkt! O Du, der hohen Himmelsgötter Ein stumm Erbarmungsbild! in aller Himmel Mitte Verlassen! – aller armen Menschheit Die höchste Majestät Des Leidens! Ach, wo bist Du, bist Du Belohnt, Laokoon! Als nun des Sterbeseufzers Erddumpfer Trauerfall in Wonne, In Wehmuthlust zerfloß, Und alle Engel ein Dich holten, Und offnen, lauten Munds Dich Engel, Deine Kinder, Umarmeten (der Drachenknote Des Schicksals war zerstückt, War weggehoben!), und auf Flügeln Des hocherhabensten der Seufzer, als Du kraftlos In neuer Welt (soll ich ihn nennen, Den Allgewaltigen, Den Hohen, unter dem wir leiden Und Staub sind! oft verlassen leiden! unterm Himmel Wie unerhört und einsam sterben, Verlieren uns wie Hauch!), Als Du – bist Du zu seinen Füßen Gesunken? sahest ihn? sahst erderein Dein Leben? Des Ganzen Schöne? und im Tode Die höchste Schöne? – sahst Und feiertest, wie hier auf Erden Kein Erdkloß feiert, dem noch dunkle Himmel wallen, Und Schlangen drohen, oder Schlangen Im Innersten vielleicht Ihm wüthen! – Sei, o Haupt, mir Bote Der Gottheit! – Leidensbild! wie Majestät des Schmerzens Auf ihrer Seele Andrer Seele Gen Himmel zeucht und ruht!