Deutschlands Ehre Welchen Helden und Mann des Vaterlandes Willst Du singen, o Saitenspiel, das Orpheus Einst in Hainen empfing? Ihm lauschten horchend Felsen und Haine; Ströme standen im Lauf; die Stürme senkten Ihre Schwingen; die Eichen und der Eichen Harte Kinder erstaunten seinem süßen, Hohen Gesange. Sing' ich Jenen zuerst, der Rom's gewalt'ge, Strenge Bande zerriß? O traure, Deutschland! Siegen konnte Dein Hermann, aber Deine Siege nicht sichern. Neid durchbohrte den Retter seines Volkes; Den kein Römer bezwang, bezwangen Deutschlands Fürsten. Trauriges Spiel! Sie drängten Heere Ueber die Welt aus, Bis von deutschem Gebein die Welt bedeckt lag, Longobarden, Alanen, Gothen, Sueven; Großer Dieterich, Du auch liegst begraben Jenseit der Alpen! Soll ich singen den Mann, der Deutschland würgte, Oder taufete; den der Römerbischof, Der den Bischof in Rom zum Herrn der Welt log? Leyer, o nenne Nicht den Franken und seines Stammes Keinen! Laß die Inful ihn preisen, der sie schmückte. Heinrich singe mein Lied! vom Vogelherde Zog er zum Sieg aus, Deutschlands Mauer und Deutschlands Städtestifter; Er verachtete Roma's Zauberkrone, Der sein ganzes Geschlecht erlag. Erliegen Seh' ich der Kaiser Mächt'ge Reihen. Der Arno, Po und Tiber Strömt germanisches Blut; der Jordan wälzet Deutsche Leichen – und Deutschlands Fürsten rauben Unter einander. Keinen nenne, mein Lied! Die Edlen nenne, Die vom Baume der Weisheit uns einst Zweiglein Brachten – Friederich, Dich, den Erst- und Zweiten! Glänzende Sterne, Warum sanket Ihr? Ach, warum erblaßte Conradin? Das vergossne Blut der Edlen Ruft gen Himmel und netzt den Römerpurpur, Nimmer vertrocknend. Gute Fürsten (o, wäre Fürstengüte G'nug, zu retten die Welt!), Ihr Maximili - ane, hinter den Geiern, zwo geliebte Friedliche Tauben – Leyer, singe sie nicht! Den Adler preise, Der mit mächtigen Klau'n die Hyder faßte, Luther singe der Welt, und vor und mit ihm Viele verfolgte Weisen! Süßer Melanchthon, Du vor Allen, Du, der glühenden Sonne sanfter Folger, In still wachsendem Glanz; so strahlet Luna Unter den Sternen. Eure Namen, die Ihr die Welt umfaßtet, Eure Namen, Copernikus und Keppler, Stehn am Himmel; und mit den zwei'n ein dritter Güldener Name, Leibnitz. Manche der Edeln möcht' ich nennen, Lambert, Haller und Kleist und Nathan-Lessing, Auch den Lebenden, der am Belt den Rand maß Aller Gedanken. Aber schweige, mein Lied, bis einst die Sonne Neu aufglänzet; sie ging mit König Friedrich Unter; singe Du dann den Mann und Helden Neuer Geschlechter! Der, wenn Jupiter hoch am Himmel donnert Und mit Blitzen die Lüfte reinigt, unten, Nur ein Hirte, regiert, der Menschenbrüder Vater und Wächter.