22. Süsser Tod Englisch (Shakespear's twelfth-Night Act. 3. Sc. 5.) Ich kenne ein altes deutsches Lied von eben der Versweise, was vielleicht auch eben die Melodie gehabt hat; ich wollt', ich kennte diese. Das Englische Lied ist wie ein Seufzer unübersezbar. Ist's wahr, daß Liebe sich an Tönen labet, Spiel auf! gib ihrer mir genug! zu gnug! Daß übersättigt meine Liebe schwinde Und sterbe. Noch einmal den Gang! – Er fällt So sterbend! O, er überschlich mein Ohr, So wie das süsse Lüftchen übers Beet Von Veilchen haucht und stielt und gibt Gerüche – Genug – nicht mehr! Dies klingt nicht mehr so süß. – – Nur, lieber Freund, das Stückchen! – jenen alten Altvatersang, wir hörten's gestern Nacht – Und mich dünkt, all mein Herz hob sich empor, O, mehr als bei den luft'gen Arien, Dem Wortgelese unsrer hüpfenden Taumelnden Zeiten – komm – Ein Verschen nur! Komm, lieber Junge, was wir gestern Nacht – Merk es, Cesario, 's ist alt und plan, Die Spinn- und Knittemädchen an der Luft, Die Stubenmädchen, wenn ihr Garn sie weben, So singen sies; 's ist Honigsüß, es dahlt So mit der Unschuldliebe, wie man vormals Noch liebte – Bitt dich, sing'! Der Knabe singt. Süsser Tod, süsser Tod, komm, Komm, senk mich nieder ins kühle Grab! Brich, o Herz, brich, o Herz fromm, Stirb fromm der süssen Tyrannin ab! Mein Gruftgewand schneeweiß und rein, Legt es fertig! Kein Bräut'gam hüllte je sich drein So fröhlich. Keine Blum', keine Blum' süß Sollt ihr auf'n schwarzen Sarg mir streun! Keine Thrän', keine Thrän' fließ, Wo sanft wird ruhn mein Todtenbein! Ach tausend, tausend Seufzer schwer – Nein – ihr Meinen, Legt hin mich, wo kein Liebender Kommt weinen.