20. Ein Thüringerlied Aus Spangenbergs Mansfeldischer Chronik S. 387. »Diese Zeit wurden Lieder gemacht und gesungen, darinn die Obrigkeit erinnert und ermahnet ward, in der Regierung Gleichmässigkeit zu halten, dem Adel nicht zu viel Freiheit und Gewalt zu verhängen, den Bürgern in Städten nicht zuviel Pracht und Gepränges zu verstaten, das gemeine Baursvolk nicht über Macht zu beschweren, die Strassen rein zu halten und jedermann Recht und Billigkeit wiederfahren zu lassen. Von welchen Liedern sind noch etliche Gesezlein vorhanden, so etwan von alten Leuten, die sie in ihrer Jugend von ihren Eltern gehöret, gesungen worden, und ohngefähr so lauten.« Aber so wolln wirs heben an, Wie sich's hat angespunnen, Es ist in unser Herrn Land also gestalt, Daß der Herren Räthe treib'n groß' Gewalt, Drauf haben sie gesunnen. Thüringerland, du bist ein fein gut Land, Wer dich mit Treun thät meinen, Du gibst uns des Waizen und des Weins so viel, Du könnt'st einen Land'sherrn wohl ernähr'n, Und bist ein Ländlein so kleine. Wo der Geier auf dem Gatter sizt, Da deihen die Küchlein selten; Es dünkt mich ein seltsam Narrenspiel, Welcher Herr sein'n Räthen gehorcht so viel, Muß mancher armer Mann entgelten. Ein edler Herr aus Thüringerland, Herzog Wilhelm von Sachsen, Liesset ihr die alten Schwertgroschen wieder schla'n, Als euer Voreltern hab'n gethan, So möcht' eur Heil wohl wieder wachsen. So würden die Städt' von Gelde reich, So würden wieder gute Zeiten, So könnten euch eur arme Leut beistahn, Wenn ihr sie in Nöthen thät rufen an, Es wär zu stürmen, oder zu streiten. Wo das gut Geld im Land umfährt, Das haben die Pfaffen und Juden, Es ist dem reichen Mann alles unterthan, Die den Wucher mit den Juden ha'n, Man vergleicht sie einem Stockruthen. Hat einer dann der Pfennige nicht, Er muß sie wahrlich schicken, Der reiche Mann, der hats daheim in seinem Haus, Er sieht gleich wie eine Steineule heraus, So geschieht manchem Armen oft und dicke.