9. Zelindaja Spanisch Hist. de las guerr. civil. p. 196. Acht und acht, und Tag' auf Tage Spielen Kampf die Sarrazinen, Und die Aljataren gegen Alarifen und Asargen. Denn der König in Toledo Feiert den beschwornen Frieden Von Belchitens König, Zaid Und Atarfen von Granada. Andre sagen, dieses Fest sey Für den König von Achagues; Zelindaja hab's geordnet – Ihr zulezt zu eignem Unglück. Ein zum Kampf die Sarrazinen Auf hellbraunen Pferden zogen; Pommeranzenfarb' und grün sind Ihre Mäntel, ihre Kleider. Und das Sinnbild auf den Tartschen Ist ihr Säbel; Amors Bogen Ist gekrümmet aus dem Säbel, Und das Wort ist: Feur und Blut! Gleicherweise folgten ihnen Zu dem Kampf die Aljatanen (lies: Aljataren), Röthlich ihre Ritterkleider, Und besät mit weissen Blättern. Und ihr Sinnbild ist ein Himmel Auf den Schultern des Atlanten, Und die Schrift dabei hieß also: »Werd ihn halten, bis er sinkt!« Ihnen nach die Alarifen Folgten, köstlich angekleidet, Gelb und röthlich Kleid und Mantel, Einen Schleier statt des Ermels. Und ihr Sinnbild war ein Knote, Den ein wilder Mann zerreisset, Und auf dem Kommandostabe Stand: Die Tapferkeit gewinnet! Jezt die acht Asargen folgten, Stolzer sie, als alle jene; Violett und blau und gelbe, Statt der Federn grüne Blätter. Grüne Tartschen, und auf ihnen Blauer Himmel, in dem Himmel Schlungen sich zwo Händ', das Wort war: »Alles fällt dem Grünen zu!« Und dem König war's zuwider, Daß sie so vor seinen Augen Seine Müh zu Spotte machten, Machten seinen Wunsch zunicht. Sprach, als er den Trupp ersahe, Sprach zu Selim, dem Alcaiden: »Untergehen soll die Sonne; Denn sie blendet mein Gesicht.« Der Asarge warf Behorden, Die sich in der Luft verlohren, Daß das Aug' es nicht verfolgte Wo sie blieben, wo sie fielen. In der Stadt an allen Fenstern Standen schauend alle Damen; Auf des Schlosses Gallerien Bogen sich hervor die Damen. Trat er vor und trat zurücke, Immer rief das ganze Volk ihm: »Alla mit dir! Alla mit dir!« Und der König: »Weg mit dir!« Zelindaja unvorsichtig Goß auf ihn, als er vorbeiflog, Kostbar Wasser, ihn zu kühlen, Da rief schnell der König: Halt! Alle meinen, weil es spät sey, Soll das Spiel zu Ende gehen; Doch der eifersüchtge König Rufet: »Nehmt ihn, den Verräther!« Schnell die beiden andern Züge Werfen weg die Röhre, nehmen Lanzen, fliegen auf ihn, wollen Alle den Asargen fangen. – Denn wer ist es, der dem Willen Eines Königs in der Liebe widerstrebe? Und die andern beiden Züge Stehn entgegen; der Asarge Spricht: »Die Liebe kennet freilich Kein Gesez, doch soll sie's kennen! Legt die Lanzen, meine Freunde, Lasset sie die Lanzen heben!« Und mit Mitleid und mit Siege Schwiegen diese, jene weinten. Denn wer ist es, der dem Willen Eines Königs in der Liebe widerstrebe? Endlich nahmen sie den Mohren, Und das Volk, ihn zu befreien, Theilt sich in verschiedne Haufen, Sondert, sammlet, theilt sich wieder. Doch da ihm ein Führer fehlet, Der sie führe, sie ermuntre, Gehn die Haufen auseinander, Und das Murmeln hat ein Ende; Denn wer ist es, der dem Willen Eines Königs in der Liebe widerstrebe? Einzig nur die Zelindaja Rufft: »Befreit, befreit den Mohren!« Will von ihrem Balkon nieder Stürzen sich, ihn zu befreien. Ihre Mutter, sie umfassend Spricht: »Was hast, was hast du Thörin? Sterb' er, ohne daß du zeigest, Daß du nur sein Unglück wissest! Denn wer ist es, der dem Willen Eines Königs in der Liebe widerstrebe?« Schnell ein Bote kam vom König, Der befahl, daß bei den Ihren Eine Wohnung ihr zum Kerker Angewiesen werden sollte. Schnell sprach Zelindaja: »Saget Eurem Herrn: mich nie zu ändern Wähl' ich mir das Angedenken Des Asargen zum Gefängniß; Und ich weiß wohl, wer dem Willen Eines Königs in der Liebe widerstrebe.«