Der Gang zum Grabe Da gethan des Tages Pflicht Und das Werk entsinkt den Händen, Will ich nun im Dämmerlicht Mich vom Lärm des Tages wenden; Seine Freuden such' ich nicht. Wanke mit gebeugtem Muth Müden Schritt's zum stillen Haine, Wo der treue Bruder ruht – O, der viel beweinte Eine, Er, so bieder, fromm und gut. Seit mit Trauer tief erfüllt Hat sein Tod mein inn'res Leben, Muß fortan mein äußres Bild Immer davon Zeugniß geben, Geh' ich nur in Schwarz gehüllt. Zweimal hat der Lenz geblüht, Und der Sommer brachte Garben, Und der Herbst ist still verglüht, Seit mit ihm die Blumen starben Um mich her wie im Gemüth. Nun zum dritten Mal der Nord Hält sein Grab mit Eis ummauert, Hat das Bäumlein ausgedorrt, Das an seinem Hügel trauert, An dem schmerzlich lieben Ort. Aber immer frisch mein Leid, Immer gleich des Herzens Grämen, Ob sie sagen, daß die Zeit Muß dem Schmerz die Schärfe nehmen; Tiefes Leid kennt keine Zeit. Nicht daß Gott der Herr ihn nahm Aus dem leidenvollen Leben, Aber daß zu spät ich kam, Den ersehnten Trost zu geben: Das erfüllt mein Herz mit Gram. »Müde bin ich, geh' zur Ruh,« Sang ich in der Jugend Tagen. »Schließe beide Augen zu!« Wird nun bald der Tod mir sagen. Herr, mein Gott! das walte Du! –