2. Symbolik des Unsinns Wir heben nun zu singen an Das Lied von einer Nummer, Die ist geheißen Nummer Drei; Nach Freuden kommt der Kummer. Arabischen Ursprungs war sie zwar, Doch christentümlich frummer In ganz Europa niemand war Wie jene brave Nummer. Sie war ein Muster der Sittlichkeit Und wurde rot wie ein Hummer, Fand sie den Knecht im Bette der Magd; Gab beiden einen Brummer. Des Morgens trank sie den Kaffee Um sieben Uhr im Summer, Im Winter um neun, und in der Nacht Genoß sie den besten Schlummer. Jetzt aber ändert sich der Reim, Und ändern sich die Tage; Es muß die arme Nummer Drei Erdulden Pein und Plage. Da kam ein Schuster und sagte: der Kopf Der Nummer Drei, der sähe Wie eine kleine Sieben aus, Die auf einem Halbmond stehe. Die Sieben sei aber die mystische Zahl Der alten Pythagoreer, Der Halbmond bedeute Dianendienst, Er mahne auch an Sabäer. Sie selber, die Drei, sei Schibboleth Des Oberbonzen von Babel; Durch dessen Buhlschaft sie einst gebar Die heil'ge Dreieinigkeitsfabel. Ein Kürschner bemerkte dagegen: die Drei Sie eine fromme Trulle, Verehrt von unsern Vätern, die einst Geglaubt an jede Schrulle. Da war ein Schneider, der lächelnd sprach, Daß gar nicht existiere Die Nummer Drei, daß sie sich nur Befinde auf dem Papiere. Als solches hörte die arme Drei, Wie eine verzweifelte Ente, Sie wackelte hin, sie wackelte her, Sie jammerte und flennte: »Ich bin so alt wie das Meer und der Wald, Wie die Stern', die am Himmel blinken; Sah Reiche entstehn, sah Reiche vergehn Und Völker aufsteigen und sinken. Ich stand am schnurrenden Webstuhl der Zeit Wohl manches lange Jahrtausend; Ich sah der Natur in den schaffenden Bauch, Das wogte brausend und sausend. Und dennoch widerstand ich dem Sturm Der sinnlich dunkeln Gewalten – Ich habe meine Jungferschaft In all dem Spektakel behalten. Was hilft mir meine Tugend jetzt? Mich höhnen Weise und Toren; Die Welt ist schlecht und ungerecht, Läßt niemand ungeschoren. Doch tröste dich, mein Herz, dir blieb Dein Lieben, Hoffen, Glauben, Auch guter Kaffee und ein Schlückchen Rum, Das kann keine Skepsis mir rauben.«