16. Die Unbekannte Meiner goldgelockten Schönen Weiß ich täglich zu begegnen, In dem Tuileriengarten, Unter den Kastanienbäumen. Täglich geht sie dort spazieren, Mit zwei häßlich alten Damen – Sind es Tanten? Sind's Dragoner, Die vermummt in Weiberröcken? Niemand konnt mir Auskunft geben, Wer sie sei. Bei allen Freunden Frug ich nach, und stets vergebens! Ich erkrankte fast vor Sehnsucht. Eingeschüchtert von dem Schnurrbart Ihrer zwei Begleiterinnen, Und von meinem eignen Herzen Noch viel strenger eingeschüchtert, Wagt ich nie ein seufzend Wörtchen Im Vorübergehn zu flüstern, Und ich wagte kaum mit Blicken Meine Flamme zu bekunden. Heute erst hab ich erfahren Ihren Namen. Laura heißt sie, Wie die schöne Provenzalin, Die der große Dichter liebte. Laura heißt sie! Nun da bin ich Just so weit wie einst Petrarca, Der das schöne Weib gefeiert In Kanzonen und Sonetten. Laura heißt sie! Wie Petrarca Kann ich jetzt platonisch schwelgen In dem Wohllaut dieses Namens – Weiter hat er's nie gebracht.