23. König Harald Harfagar Der König Harald Harfagar Sitzt unten in Meeresgründen Bei seiner schönen Wasserfee; Die Jahre kommen und schwinden. Von Nixenzauber gebannt und gefeit, Er kann nicht leben, nicht sterben; Zweihundert Jahre dauert schon Sein seliges Verderben. Des Königs Haupt liegt auf dem Schoß Der holden Frau, und mit Schmachten Schaut er nach ihren Augen empor; Kann nicht genug sie betrachten. Sein goldnes Haar ward silbergrau, Es treten die Backenknochen Gespenstisch hervor aus dem gelben Gesicht, Der Leib ist welk und gebrochen. Manchmal aus seinem Liebestraum Wird er plötzlich aufgeschüttert, Denn droben stürmt so wild die Flut, Und das gläserne Schloß erzittert. Manchmal ist ihm, als hört' er im Wind Normannenruf erschallen; Er hebt die Arme mit freudiger Hast, Läßt traurig sie wieder fallen. Manchmal ist ihm, als hört' er gar, Wie die Schiffer singen hier oben Und den König Harald Harfagar Im Heldenliede loben. Der König stöhnt und schluchzt und weint Alsdann aus Herzensgrunde. Schnell beugt sich hinab die Wasserfee Und küßt ihn mit lachendem Munde.