2 Herr Ludewig von Bayerland Sprach seufzend zu sich selber: »Der Sommer weicht, der Winter naht, Das Laub wird immer gelber. Der Schelling und der Cornelius, Sie mögen von dannen wandern; Dem einen erlosch im Kopf die Vernunft, Die Phantasie dem andern. Doch daß man aus meiner Krone stahl Die beste Perle, daß man Mir meinen Turnkunstmeister geraubt, Das Menschenjuwel, den Maßmann – Das hat mich gebeugt, das hat mich geknickt, Das hat mir die Seele zerschmettert: Mir fehlt jetzt der Mann, der in seiner Kunst Den höchsten Pfahl erklettert. Ich sehe die kurzen Beinchen nicht mehr, Nicht mehr die platte Nase; Er schlug wie ein Pudel frisch-fromm-fröhlich-frei Die Purzelbäume im Grase. Nur Altdeutsch verstand er, der Patriot, Nur Jakob-Grimmisch und Zeunisch; Fremdwörter blieben ihm immer fremd, Griechisch zumal und Lateinisch. Er hat, ein vaterländisch Gemüt, Nur Eichelkaffee getrunken, Franzosen fraß er und Limburger Käs', Nach letzterm hat er gestunken. O Schwager! gib mir den Maßmann zurück! Denn unter den Gesichtern Ist sein Gesicht, was ich selber bin, Als Dichter unter den Dichtern. O Schwager! behalt den Cornelius, Auch Schelling (daß du den Rückert Behalten kannst, versteht sich von selbst) – Wenn nur der Maßmann zurückkehrt! O Schwager! begnüge dich mit dem Ruhm, Daß du mich verdunkelt heute; Ich, der in Deutschland der Erste war, Ich bin nur noch der Zweite...«