Almansor 1. In dem Dome zu Corduva Stehen Säulen, dreizehnhundert, Dreizehnhundert Riesensäulen Tragen die gewalt'ge Kuppel. Und auf Säulen, Kuppel, Wänden Ziehn von oben sich bis unten Des Korans arab'sche Sprüche, Klug und blumenhaft verschlungen. Mohrenkön'ge bauten weiland Dieses Haus zu Allahs Ruhme, Doch hat vieles sich verwandelt In der Zeiten dunkelm Strudel. Auf dem Turme, wo der Türmer Zum Gebete aufgerufen, Tönet jetzt der Christenglocken Melancholisches Gesumme. Auf den Stufen, wo die Gläub'gen Das Prophetenwort gesungen, Zeigen jetzt die Glatzenpfäfflein Ihrer Messe fades Wunder. Und das ist ein Drehn und Winden Vor den buntbemalten Puppen, Und das blökt und dampft und klingelt, Und die dummen Kerzen funkeln. In dem Dome zu Corduva Steht Almansor ben Abdullah, All die Säulen still betrachtend, Und die stillen Worte murmelnd: »Oh, ihr Säulen, stark und riesig, Einst geschmückt zu Allahs Ruhme, Jetzo müßt ihr dienend huld'gen Dem verhaßten Christentume! Ihr bequemt euch in die Zeiten, Und ihr tragt die Last geduldig; Ei, da muß ja wohl der Schwächre Noch viel leichter sich beruh'gen.« Und sein Haupt, mit heiterm Antlitz, Beugt Almansor ben Abdullah Über den gezierten Taufstein, In dem Dome zu Corduva.