Himmelsbräute Wer dem Kloster geht vorbei Mitternächtlich, sieht die Fenster Hell erleuchtet. Ihren Umgang Halten dorten die Gespenster. Eine düstre Prozession Toter Ursulinerinnen; Junge, hübsche Angesichter Lauschen aus Kapuz' und Linnen. Tragen Kerzen in der Hand, Die unheimlich blutrot schimmern; Seltsam widerhallt im Kreuzgang Ein Gewisper und ein Wimmern. Nach der Kirche geht der Zug, Und sie setzen dort sich nieder Auf des Chores Buchsbaumstühle Und beginnen ihre Lieder. Litaneienfromme Weisen, Aber wahnsinnwüste Worte; Arme Seelen sind es, welche Pochen an des Himmels Pforte. »Bräute Christi waren wir, Doch die Weltlust uns betörte, Und da gaben wir dem Cäsar, Was dem lieben Gott gehörte. Reizend ist die Uniform Und des Schnurrbarts Glanz und Glätte; Doch verlockend sind am meisten Cäsars goldne Epaulette. Ach, der Stirne, welche trug Eine Dornenkrone weiland, Gaben wir ein Hirschgeweihe – Wir betrogen unsern Heiland. Jesus, der die Güte selbst, Weinte sanft ob unsrer Fehle, Und er sprach: ›Vermaledeit Und verdammt sei eure Seele!‹ Grabenstiegner Spuk der Nacht, Müssen büßend wir nunmehre Irregehn in diesen Mauern – Miserere! Miserere! Ach, im Grabe ist es gut, Ob es gleich viel besser wäre In dem warmen Himmelreiche – Miserere! Miserere! Süßer Jesus, o vergib Endlich uns die Schuld, die schwere, Schließ uns auf den warmen Himmel – Miserere! Miserere!« Also singt die Nonnenschar, Und ein längst verstorbner Küster Spielt die Orgel. Schattenhände Stürmen toll durch die Register.