Dem Schmerz sein Recht 1. Ewiger, der du in Tiefen wohnest, Die der jüngst geborene Gedanke, Der, weil du allein Gedanken sendest, Kaum den Weg von dir zu mir durchmessen, Wenn er rückwärts blickt, nur schwindelnd nachmißt, Ewiger, vernimm in dieser Stunde Meines bang bewegten Herzens Flehen! Träumt vielleicht in einer niedern Hütte Irgendwo ein Kind, in dessen Seele Jene Kraft des schöpferischen Bildens Die du, auf dein höchstes Recht verzichtend, Deinen Menschen liehest, heimlich schlummert, Und der Jüngling, der dies Kind geworden, Schlägt, von Armuth hart bedrängt und Rohheit, Einst ein Auge, das vor starren Thränen Deine Sterne längst nicht mehr gesehen, Auf zu dir und stammelt ohne Worte: Luft, mein Vater, daß ich nicht ersticke, Eh' ich für mein Leben dich bezahlte! Send' ihm dann den Edelsten entgegen, Der, zufrieden, ein geweihtes Leben Aus dem Bann zu lösen, ihm die Hand reicht, Und belohnt ist, wenn er wieder athmet, Wie ein Wand'rer die verstopfte Quelle Freundlich reinigt, und für seine Mühe Als der Erste trinkt und weiter schreitet. Kannst du aber keinen Solchen senden, So verschließe dich vor seinem Stammeln, Denn die Kraft, die eine Welt beleben Oder eine Welt verjüngen könnte, Wird, in seiner Brust zurückgehalten, Langsam, aber sicher, ihn verzehren, Und dann mag er mit dem All sich mischen, Bis, verstärkt in langer Ruhepause, Ihn die eig'ne Schwere wieder ablös't Und ihm neu das Thor zum Dasein aufsprengt. Also bet' ich, weil ich schmerzlich wünsche, Daß für mich, als ich geboren wurde, So ein edler Mensch gebetet hätte.