Das Mädchen im Kampf mit sich selbst 1. Schweigend sinkt die Nacht hernieder, Und in tiefster Dunkelheit Lös't das Mädchen ihre Glieder Aus dem engen Sonntagskleid. Aber ihre Hände irren Bei den Locken dann und wann, Und um diese zu entwirren, Zündet sie ihr Lämpchen an. Schüchtern nun bei seinem Strale Schaut sie in des Spiegels Rund, Und ihr thut zum ersten Male Ihrer Schönheit Macht sich kund. Tief erröthend, dennoch zaudernd, Blickt sie fort und fort hinein; Dann, wie vor sich selbst erschaudernd, Löscht sie schnell der Lampe Schein. Leise in sich selbst versinkend Und aus eig'nen Zaubers Glanz Inniges Genügen trinkend, Ist sie still und selig ganz. Doch sie will die Lust bezwingen, Weil sie aus ihr selber quillt, Da verklärt dies holde Ringen Mailich süß ihr frommes Bild. Und sie sieht's mit halbem Bangen, Daß, je mehr sie sich verdammt, Ihr's von Stirn und Mund und Wangen Immer sternenhafter flammt. Gottes eig'ner Finger leuchtet Golden durch ihr Angesicht, Und so wie ihr Blick sich feuchtet, Löscht ihr Hauch zugleich das Licht.