[Und wenn ich sinne] – Und wenn ich sinne, denk ich wohl der Mutter. Gedankenkühn in aller Leidensdemuth, den Blick geheftet auf das Christusbild, zu Füssen deines Bettes an der Wand – so lagst du vor mir. Und die Worte wieder hör ich aus deinem sterbensmatten Munde: Nicht meinetwegen bangt mir vor dem Tode. Euch lass ich nun allein ... In tiefes Sinnen verlorst du dich. Und deine Augen hingen wie zukunftsuchend an dem Dorngekrönten, an den du glaubtest. Ich war ein Kind und ahnte kaum die Stunde und ihre unheilschwere Leidensfülle, doch oft seitdem will es mich leis gemahnen, als hätte damals lastend schon die Hand des Schicksals sich gelegt auf meinen Nacken, als stünd ich fremd in einem reichen Hause ... Doch seis darum. Was frommt es, insgeheim knirschend zu rechten mit dem ewgen Unrecht. Ich bin durch dich, und in mir rollt dein Blut, und keinen Tropfen liess ich um das Glück Niedriggeborner. Du gabst es mir, dass es lebendig bliebe, dass es auf andre seinen Strom ergiesse – auch dir hat jedes Wollen sich gepresst in heisses Leid und jede starke Liebe – du gabst es mir, ich bin durch dich berufen, zu reden in der Welt von deinem Blute.